Josef Zotter und seine Gedanken. Es ist immer wieder interessant, Josef Zotter zuzuhören, der sich laut eigenen Angaben als „Chocolatier, Bauernhof- romantiker und Andersmacher“ sieht. Einfach ist nix, aber die Zukunft wartet, wir müssen nur anpacken. Hier Josef Zotter im O-Ton.
Ich habe keine Angst vor der Zukunft
Vor über einem Jahr veränderte ein kleines Virus unser Leben und in den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass kaum ein Stein auf dem anderen geblieben ist. Veränderung findet statt. Niemand hindert uns Selbstverantwortung zu übernehmen und die Lage durch unser eigenes Handeln positiv zu beeinflussen. Jetzt müssen wir allen Mut zusammenkratzen und Neues zulassen.
Mut haben wir schon in der Vergangenheit bewiesen, als wir das Unternehmen auf Bio und Nachhaltigkeit ausgerichtet haben. Wir haben das gemacht, weil es uns wichtig war, weil es unsere Werte widerspiegelt. Wir haben in Ökologisierung investiert statt in Effizienz und rasches Wachstum. Es war ein sehr eigenwilliger Weg, aber es war unser Weg. Heute bekommen wir dafür allerdings nicht die sprichwörtliche Rechnung präsentiert, sondern im Positiven den Preis – denn das vergangene Jahr war herausfordernd, aber es war auch unser erfolgreichstes Wirtschaftsjahr.
Weg von der Dekadenz, es ist jetzt genug!
Also Insekten auf Schokolade braucht jetzt wirklich niemand mehr. Gut, meine Grammelnussen-Schokolade wird es auch in Zukunft geben, oder unsere Fischgummi-Schokolade, weil die einfach in der Herstellung und im Geschmack sehr spannend ist – aber Insekten- oder Blut-Schokolade, damit ist jetzt Schluss. Wir haben immer versucht Grenzen zu überwinden, noch höher, noch ärger. Das braucht jetzt keiner mehr. Sich von der Dekadenz abzuwenden und neue Wege zu beschreiten, ist ja eigentlich ein Befreiungsschlag und hat somit wenig mit Verzicht zu tun, ganz im Gegenteil.
Wir brauchen wieder richtig gutes Essen, Geschmack zählt!
In erster Linie muss Essen sehr gut schmecken, und es müssen gute Lebensmittel verwendet werden. Wenn es dann noch Bio und Fair ist, ist das ein super Zusatznutzen. Da hat sich in der Bioszene auch sehr viel bewegt. Im letzten Jahr ist der Bioanteil im Lebensmittelhandel deutlich angestiegen, das ist ein erfreulicher Trend – auch wenn der Anteil an heimischen Bioprodukten noch recht gering ist, aber das kriegen wir schon noch hin. Die Richtung ist gut.
Alle Chancen der jungen Generation
Gerade jetzt sollen junge Menschen motiviert werden ihre Ideen zu realisieren. Wir brauchen Innovationen, damit sich was bewegt, wir vorankommen und neue Wege einschlagen. Viele junge Menschen besinnen sich wieder auf das Handwerk. Das sieht man ganz deutlich im Bäckergewerbe. Dort wird heute wieder in großer Vielzahl mit viel Hingabe das Handwerk neu zum Leben erweckt. Das ist ein gutes Fundament für die Zukunft, auch in anderen Bereichen.
Text: Martin G. Wanko
Bild: J.Zotter