Mega-Öffi-Offensive ist voll auf Schiene

Barbara Muhr managt als Holding Graz-Vorstandsdirektorin gerade mit ihrem Team der Graz Linien eine der größten Öffi-Offensiven in der Geschichte der Stadt Graz.

Seit Anfang 2011 lenkt Barbara Muhr als Vorstandsdirektorin die Geschicke der Holding Graz, im Speziellen die Sparte Mobilität & Freizeit. Dazu gehören Freizeiteinrichtungen wie die Grazer Freiund Hallenbäder oder die Hausberge der Grazerinnen und Grazer, der Schloßberg und der Schöckl. Vor allem ist die studierte Juristin, die davor in der Sparkassengruppe Prokuristin und Konzernsprecherin war, Chefin der Graz Linien.

Damit ist die Powerfrau, deren geplante Profi-Tenniskarriere einst wegen einer Verletzung jäh endete (dafür ist sie jetzt Präsidentin des Steirischen und Vizepräsidentin des Österreichischen Tennisverbandes), verantwortlich für die Geschicke des größten Mobilitätsanbieters im Süden Österreichs.
Als Muhr ihren Posten antrat, war es vorrangiges Ziel, die damaligen „GVB“ in einen modernen und kundenorientierten Dienstleistungsbetrieb umzugestalten, wofür die „Graz Linien“ heute mittlerweile bekannt sind. Die größte Öffi-Offensive seit sehr langer Zeit ist nun im Fokus. Wir baten Barbara Muhr zum großen Interview:

Frau Vorstandsdirektorin: Wie kann man das, was gerade im öffentlichen Verkehr in Graz passiert, am ehesten beschreiben?
Barbara Muhr: „Ganz einfach! Es ist eine der stärksten Öffi-Reformen aller Zeiten. Wir erschließen z. B. im Bim-Bereich neue Stadtteile wie Reininghaus oder die Smart City und werden die Herrengasse über die Innenstadtentflechtung Neutorgasse entlasten. Außerdem werden wir dichtere Intervalle anbieten.“

Warum kommt diese Offensive zum jetzigen Zeitpunkt? Oder anders gefragt: Warum ist sie gerade jetzt notwendig?
Barbara Muhr: „Vorab: Wir haben unser Netz auch in den letzten Jahren sukzessive um- und ausgebaut. Graz ist eine sehr stark wachsende Stadt. Besonders trifft das auf den Westen der Stadt, vor allem die Bezirke Eggenberg, Wetzelsdorf und Straßgang, zu. Tausende Menschen sind in den letzten Jahren dorthin gezogen und dieser Boom setzt sich fort. Da auf den Reininghausgründen bald erste BewohnerInnen einziehen, muss dieser Stadtteil auch mit Mobilitätsangeboten erschlossen werden, weshalb wir Vollgas geben.“

Gibt es auch Busnetz-Neuigkeiten?
Barbara Muhr: „Ja, und die sind durchaus erfreulich! Denn mit der neuen Linie 66, einer Querverbindung, die den Grazer Westen (Wetzelsdorf) mit dem Osten (St. Peter) ohne Umsteigen verbindet, haben wir seit Schulbeginn eine neue Tangentiallinie in Betrieb. Diese wird sehr gut angenommen, weil sie zeitsparend ist. Und wir haben zukunfsträchtige Adaptierungen in unserem Busnetz vorgenommen, wie etwa neue Teilstreckenführungen auf den Linien 33, 65 und 68.“

Stichwort „Herausforderungen der Zukunft“: Welche innovativen Konzepte und Mobilitätsangebote gehören denn zum „Daily Business“?
Barbara Muhr: „Wir sind mit „tim“ Vorreiter in Europa in puncto innovativer und nachhaltiger Mobilität. An ausgewählten Mobilitätsknoten kombinieren wir die Öffis mit (E-)Carsharing, CO2-armen Leihwagen für längere Fahrten ins Wochenende oder den Urlaub sowie E-Taxis. Es freut uns besonders, dass tim auch in Linz schon gestartet ist. Unser ambitioniertes Ziel ist es, dass alle Österreicherinnen und Österreicher einmal tim mit einer Karte nutzen werden. Unser Kombi- Produkt „Ride & Roll“ kombiniert (E-) Scooter mit der Jahreskarte Graz. Anders als in anderen Städten geht der (E-)Scooter ins Eigentum über und darf auch in die Öffis mitgenommen werden.“

Innovation wird bei den Graz Linien großgeschrieben. Was planen Sie noch alles?
Barbara Muhr: „Im Rahmen des Projekts „move2zero“ ebnen wir den Weg in Richtung Dekarbonisierung der Grazer Busflotte. Sprich: Wir werden künftig verstärkt Wasserstoff- und E-Busse einsetzen, um unser Ziel der „Zero Emission Mobility“, also der schadstofflosen Mobilität, zu erreichen. Wir arbeiten hier in einem Konsortium mit Partnern, die ihr Know-how der Zukunft der Mobilität verschrieben haben. Über das Grazer „mobility lab“ arbeiten wir auch laufend an innovativen Mobilitätskonzepten bzw. unterstützen diese.“

Zum Schluss noch bitte um eine Einschätzung zu „Mini-U-Bahn“ und „Stadtseilbahn“ für Graz?
Barbara Muhr: „Ich bin überzeugt davon, dass wir mit der Oberfläche, auf der wir uns derzeit bewegen, nicht mehr lange auskommen werden. Also müssen wir die Ebenen plus eins und minus eins mitdenken. Eine Stadtseilbahn als Nord-Süd-Verbindung in Kombination mit einer Mini- U-Bahn als Ost-West-Verbindung würde den Grazer Verkehr massiv entlasten. Entsprechende Machbarkeitsstudien sollten dafür die nötigen Entscheidungsgrundlagen liefern.“

Wir danken für das Gespräch! Mehr Infos: holding-graz.at

Bild: Lupi Spuma

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