Lebensfreude im Einklang mit der Natur

Eine Reise nach Arezzo gibt Aufschluss darüber, wie aus einer Hobbylandwirtschaft ein erfolgreiches Familienunternehmen wurde, warum biodynamisch besser schmeckt und kleine Gesten oft mehr wert sind als große Preise. Ein Gespräch mit den Brüdern Lo Franco überTradition, Innovation und die Zusammenarbeit als Familie.

Persönliche Überzeugung ist der Schlüssel zum Erfolg. Da sind sich Gianni, Antonio & Bandino Lo Franco einig. Die drei Brüder betreiben die Fattoria La Vialla,ein familiengeführter landwirtschaftlicher Betrieb für biodynamische Lebensmittelin der Toskana.

40 Jahre La Vialla. Können Sie einen kurzen Überblick geben, wie aus einem kleinen Landsitz ein erfolgreiches Familienunternehmen wurde?

„Alles begann 1978, als unsere Eltern eine abgeschiedene Ferienzuflucht in der Toskana erwarben. Der Besitz bestand damals aus einem Häuschen und ein paar Hektar Land, das zu bewirtschaften war. Nach einiger Zeit begannen sie einen ‚Agriturismo‘ zu betreiben, das heißt, auf dem Bauernhof einen Gästebetrieb einzurichten. Die Liebe zur Landwirtschaft wurde uns also quasi in die Wiege gelegt und unser Entschluss, nach und nach alle mit in den Betrieb einzusteigen, fiel ganz natürlich. Jeder von uns hätte nach dem Studium natürlich auch etwas anderes machen können, aber alle wollten das Abenteuer Familienbetrieb mitgestalten. Die steigende Nachfrage unserer Freunde und Gäste, die Erzeugnisse auch außerhalb des Hofladens beziehen zu können, legte den Grundstein für den internationalen Erfolg von heute. Mittlerweile sind biodynamischer Anbau und Verarbeitung der geernteten Produkte sowie das Zusammenstellen und der Versand der Geschenkpakete der Schwerpunkt. Das Herz von La Vialla schlägt weiterhin dort, wo die Menschen sind: Auf der Fattoria.“

Geschwisterliebe oder -rivalität? Wie funktioniert die Zusammenarbeit als Familie und wie teilen Sie sich die Tätigkeitsbereiche auf?

„Geschwisterliebe natürlich. Drei Brüder und zwei Eltern ergeben manchmal fünf verschiedene Meinungen. Das Diskutieren, Ändern und Feinschleifen von Ideen gehört aber dazu, und lässt das entstehen, was La Vialla ausmacht, nämlich Ergebnisse von denen wir alle überzeugt sind. Oft verstehen wir uns ohne Worte. ‚Mamma e Babbo‘ sind noch immer bei allen wichtigen Entscheidungen dabei, halten sich aber inzwischen eher im Hintergrund.“

Für La Vialla steht die Natur stets vor dem Profit. Die Fattoria handelte aus Überzeugung schon immer biologisch. Seit 2005 ist der Hof auch biodynamisch (Demeter) zertifiziert. Können Sie den Unterschied zwischen biologisch und biodynamisch erklären? Was hat sich an der Bewirtschaftung seit damals geändert?

„Der Unterschied ist die Sichtweise der Natur. Im biologischen Anbau ähnelt die Herangehensweise der konventionellen Landwirtschaft, ‚nur‘ ohne Verwendung von Schadstoffen, chemischen Zusätzen, Pestiziden und Fungiziden. Die Biodynamik hat ein ganz anderes Bild vom ‚Miteinander‘: Mensch, Tier, Natur und Bauernhof gehen Hand in Hand. Es entsteht ein Kreislauf aus Geben und Nehmen. Besonders wichtig ist es uns auch, dass nichts weggeworfen wird: Alle Überbleibsel der Produktion (Trester, Olivenschalen, Gemüsereste, Eierschalen, etc.) landen auf dem hofeigenen Kompost und liefern – mit biodynamischen Präparaten ‚geimpft‘ – wertvollen Dünger für sämtliche Felder. Der Bodensatz des Olivenöls wird nicht weggeworfen, sondern in die Käserei gebracht: Er schützt die Käserinde auf natürliche Weise vor Austrocknen und Schimmelbefall. Das sind nur einige der vielen Beispiele.

Unsere Eltern Piero und Giuliana haben von Anfang an versucht, die Weinberge und Olivenhaine auf natürliche Art und Weise wieder zu beleben und zu pflegen. Unsere ‚Nonna‘ Caterina ( Urgroßmutter) hat zum Beispiel den hauseigenen Kompost zum Teil des Gartens gemacht und den Rebschnitt nach den Mondphasen ausgerichtet. Mit den Jahren haben wir uns immer mehr der Lehre Rudolph Steiners angenähert und angefangen, die von ihm entwickelten Präparate (Hornkiesel, Hornmist, Brennnessel, Kamille, etc.) einzusetzen. Seit 1997 haben wir dann konsequent sämtliche biodynamischen Methoden angewendet, bis wir schließlich 2005 zertifiziert wurden. Mittlerweile ist die Fattoria CO2 neutral und speichert in den bewirtschafteten Böden und Wälder mehr CO2, als zur Produktion der Erzeugnisse benötigt wird.“

Anerkennung für die harte Arbeit sind zahlreiche Preise, die die Erzeugnisse selbst und auch die nachhaltige Arbeitsweise auszeichnen. So wurde La Vialla 2009 auf der internationalen Klimakonferenz in Kopenhagen als Beispiel für einen nachhaltigen Betrieb vorgestellt. Dieses Jahr sind besonders die Weine der Fattoria auf der Überholspur und wurden bereits bei acht Wettbewerben prämiert. Zum Erzeuger des Jahres wurde La Vialla beispielsweise zum fünften Mal in Folge bei der Mundus Vini Biofach gekürt. Trotz allen Ruhms stehen die Brüder mit beiden Beinen fest auf dem Boden und freuen sich am allermeisten über kleine Gesten seitens der Kunden und Freunde, wie Postkarten und selbstgezeichnete Bilder. Auf die Frage, ob man die Fattoria auch besuchen kann, antworten die Lo Francos mit einem freudigen „Certo, man kann La Vialla besuchen, erkunden, beschnuppern und sogar kosten.“

Die Erzeugnisse gibt es jederzeit online unter www.lavialla.it zu bestellen.

Fattoria La Vialla
Via di Meliciano, 26
52029 Castiglion Fibocchi (AR)
+39 (0) 5754 77 720
fattoria@lavialla.it
www.lavialla.it

Der Agriturismo ist von April bis Oktober montags bis freitags von 10.00 bis 18 Uhr geöffnet.

Text von Alexandra Bachler
Bild: Bernd Opitz

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