Die Grazer Spielstätten rocken die Stadt.
Eine Festivalerfahrung: Es ist halb zwei morgens, meine Fresse ist zerknittert, in mein Gehirn bohrt sich ein dumpfer Bass, als gäbe es kein Morgen. Ich krieche aus dem Zelt, drei Meter neben mir bläst es aus den Boxen, dazu blendet mich ein auf die Boxen montiertes Blaulicht. Hey, eh cool, aber ganz ehrlich: Muss das jetzt wirklich sein? No. Back to Graz? Yes. Auch da gibt’s geile Gigs.
Graz kann etwas. Die Schloßbergbühne Kasematten zum Beispiel, wo letztens Billy Talent einen ihrer besten Gigs ever machten. Man sah es den Herren des gediegenen Alternativ-Rocks an, dass sie einfach saugerne über den Dächern von Graz spielen, denn nicht nur einmal gingen deren Blicke durch das Gewölbe hin zur Traumwelt des Schloßbergs. Oder wir denken an den Gig der generationsüberschreitenden Sportfreunde Stiller, auch ein sehr gut über die Location informierter Lou Reed setzte auf der Schloßbergbühne Kasematten Akzente. Ein im letzten Sommer nie und nimmer enden wollender Konstantin Wecker – genug ist eben nie genug, wir geben uns nicht zufrieden, vor allem nicht vor dieser geilen Kulisse, deren Anblick immerhin einem gewissen Napoleon Bonaparte verwehrt blieb. Leid kann einem der französische Weltherrscher tun, denn hoch oben am Schloßberg, auf der Schloßbergbühne Kasematten, dort ist Graz in der Welt zu Hause, oder dort wird die Welt nach Graz geholt.
Das Orpheum, eine über die Grenzen bekannte Institution
Vom Schloßberg aus sieht man das Haus sehr gut, das quasi die Rockmusik erstmals nach Graz holte und nach wie vor eine der ersten Adressen dafür ist. Gemeint ist das Orpheum. Zur Jahrhundertwende ein Varietétheater, war das Orpheum ja schon seit jeher die Location der kommenden Stars. Da spielten bereits die Toten Hosen, als sie noch nicht ganz stubenrein waren, oder eine gewisse Band namens Muse, noch bevor sie Weltruhm erlangte. Diese Reihe lässt sich bis heute fortsetzen. Wo ließen Wanda vor einigen Jahren im fast noch intimen Rahmen eine Flasche durch die Fans kreisen, wo traten Bilderbuch gleich in Folgekonzerten auf? Richtig, im Grazer Orpheum! Deichkind aus Hamburg-Altona waren nach dem Konzert noch ziemlich lange an der Bar und man konnte von ihnen sogar noch Autogramme holen.
Das Orpheum, ein Haus voller österreichischer Tradition und internationaler Acts
Dieses Haus holt die Bands zum richtigen Zeitpunkt ab. Dem Status des One-Hit-Wonders entwachsen, aber eben noch nicht zu groß: Stehen die Musiker vor einem auf der Rampe, erkennt man in ihren Augen noch die Genugtuung etwas „geschafft“ zu haben, doch ist ihr Blick bereits neugierig in die Zukunft gerichtet. So darf man sich besonders auf diesen Herbst freuen. Voodoo Jürgens schmettert in einer unglaublichen, österreichischen Tradition abgründige Wiener Lieder. Voodoo Jürgens macht die Verbindung zu einem sehr jungen Wolfgang Ambros, einem Ludwig Hirsch sowie den Klassikern wie Georg Kreisler und André Heller möglich. Übrigens, Unterhaltung muss nicht blöd machen, mit dem Kabarett-Kult-Haberer Josef Hader beispielsweise, der kommt auch im Herbst ins Orpheum. So schaut’s aus!
Grazer Spielstätten: So viele Besucher wie noch nie!
Wir sprechen hier von einer richtigen Erfolgsgeschichte: Die Grazer Spielstätten, bestehend aus Orpheum, Dom im Berg, Schloßbergbühne Kasematten konnten in der letzten Saison Veranstaltungen und Besucherzahlen auf ein „All-Time-High“ pushen. Zu den rund 550 Veranstaltungen strömten knapp 208.000 Fans. 208.000 Fans sind die Spitze, nicht zu toppen, außer das Winning Team im Hintergrund übertrumpft sich 2018 erneut.
Wie eng und gut diese Häuser kooperieren, zeigt sich anhand der Band Bilderbuch: Rockten „die Wiener Pop-Pioniere der Neuzeit“ im Jahre 2015 das ausverkaufte Orpheum dreimal in Folge, konnte die Band 2018 mit drei ausverkauften Gigs auf der Schloßbergbühne Kasematten das Ergebnis von 2015 noch toppen. Pop-Herz, was willst du mehr?
Text von: Martin G. Wanko
Grazer Spielstätten
Orpheum, Dom im Berg und Schloßbergbühne Kasematten GmbH
Orpheumgasse 8, 8020 Graz
+43 (0) 316 80089000
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