Herbert und „sein“ Stadtpark!

40Plus Glaser

Wenn Herbert Glaser über den Stadtpark redet, bekommt er leuchtende Augen. Er und „seine“ Stadtparkbesucher sind „sie“. Das „ich“ blendet er aus. Mit „wir“ kommt man weiter und wird so im Dienste der Sauberkeit zur Seele des Stadtparks. Autor Martin G. Wanko traf ihn am Stadtparkbrunnen.

Herbert, wie ihn die jugendlichen Stadtparkbesucher nennen, ist gelernter Gärtner und ist jetzt seit 33 Jahren für die Grünraumpflege der Holding Graz im Stadtpark tätig: „Wie ich angefangen habe, war die ganze Passamtswiese voll mit Müll. Ich habe jedoch den Müll gleich von Anfang an ordentlich mit einem Holzhänger weggeführt.“ Mit den Jahren wurde Herberts Einsatz auch von der Stadt Graz sehr ernst genommen und so bekam er 2004 unter der Stadtregierung Nagl/Rücker ein Golfcart mit Ladefläche zur Verfügung gestellt.

Mit dem weißen Wagerl kurvt Herbert nun durch den Stadtpark, macht sich ein Bild von der letzten Nacht und sammelt auf den 22 ha den Müll ein. „Zusätzlich schaue ich halt auf „meinen“ Stadtpark: Ist eine Laterne kaputt oder verunstaltet ein Graffitti eine Bank, fotografiere ich es und verschicke es mit Whatsapp an die Verantwortlichen. So geht schnell etwas weiter.“

Die Magie der alten Bäume

Aber das ist eben nicht alles. Herbert ist mit 40 Stunden in der Woche vollzeitbeschäftigt. Danach arbeitet er ehrenamtlich weiter. So ist von einem 8-Stunden-Arbeitstag keine Rede mehr. Am Wochenende geht’s dann ans Eingemachte. „Am Freitagnachmittag raste ich mich kurz aus, aber dann halte ich von 18:30 bis 6:00 die Passamtswiese sauber.“ Samstagabend ist er ebenfalls im Einsatz. Freundlich gesagt ist das mehr als nur anständig, denn zwischen Freitag am Morgen und Sonntag am Morgen ist er überwiegend im Dienst. Aber Herbert scheint’s zu gefallen: „Die jungen Menschen können feiern, ich schau, dass es sauber bleibt. Wenn die Parkbesucher am Morgen kommen, ist alles wieder schön!“ Wenn Herbert dies erzählt, läuft über sein Antlitz eine gewisse Erfüllung: „Der Park ist etwas Besonderes. Der hat etwas Magisches für mich! Wenn ich in den Park reinkomme, krieg ich eine Kraft, unglaublich.“

Ballett als Leidenschaft

Aber um die Seele des Parks zu werden, gehört dazu ein Stückerl mehr. „Wir gehören hier zusammen. Ich gehe zu jeder Gruppe mit dem Mistkübel hin, wir hauen alles gemeinsam weg, wenn jemand Geburtstag feiert, gratuliere ich ihm und wünsche ihm, dass er eine große Liebe findet. Die Leute freuen sich, manchmal zeigen sie mir ihre große Liebe. Dazu ist mir wichtig, dass im Stadtpark keine Raufereien sind.“ Es freut ihn auch, dass er fast stadtbekannt ist, ihn die Einsatzkräfte grüßen, wenn sie vorbeifahren oder wenn die Menschen hier ihn ganz einfach brauchen: „Die Jungen akzeptieren mich und ich sie. Wenn ich in der Nacht komplett dreckig bin und ein junger Mensch kommt auf mich zu und meint, „Herbert bitte umarme mich!“, gibt das Kraft.“ Um ihm auch zu zeigen, dass sie seine nächtliche Arbeit zu schätzen wissen, haben sie für „ihren Herbert“ schon 9.000 Euro für einen Urlaub gesammelt. Geld, das er bis heute noch nicht ausgegeben hat.

Dazu begleitet Herbert zeitlebens noch ein Faible fürs Ballett. Seit seiner Kindheit ist er ein leidenschaftlicher Ballettbesucher. In den letzten Jahren hat es ihm die charismatische Lucie Horná angetan, eine ehemalige Balletttänzerin im Ballett Graz: „Ich hab sie bei der Flügelnuss im Stadtpark bei der Performance „Wurzeln der Sonne“ kennengelernt. Das war 2021. Seitdem bin ich nach Möglichkeit jede Vorstellung mit ihr gegangen. Bei einer ihrer letzten Vorstellungen hat sie für mich eine Dreifachdrehung eingebaut, die gar nicht im Stück vorgesehen war! Sehr traurig bin ich, dass sie nach Deutschland gegangen ist.“

Text und Bild: Martin G. Wanko

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