Friulanische Gastfreundlichkeit.

Friulanische Gastfreundlichkeit

Als Kulturhauptstadt sollte man sich den italienisch-slowenischen Nachbar Görz 2025 nicht entgehen lassen. Kulinarisch gesehen ist das Friaul eine vielseitige Feinschmecker-Region, meint 40plus Autor Georges Desrues.

Was sich Triest-Besucher nicht immer vergegenwärtigen, ist, dass Triest zwar die Hauptstadt der politischen Region Friaul-Julisch Venetien ist, nicht aber im Friaul, sondern in Julisch Venetien liegt. Tatsächlich gibt es zwischen den beiden Teilregionen sowohl kulturell als auch sprachlich bisweilen bedeutende Unterschiede. So spricht man etwa in Friaul Friulanisch, eine in Italien anerkannte Minderheitensprache, während in Triest eine Variante des Venezianischen gesprochen wird.

Zudem besteht eine nicht immer ernstgemeinte Rivalität zwischen Triestern einerseits und den Bewohnern des Friaul beziehungsweise Udines andererseits. Diese zeigt sich bisweilen auch im kulinarischen Bereich. So wird man etwa die inoffizielle friulanische Nationalspeise Frico in Triest so gut wie nicht finden. Dabei handelt es sich um ein ursprünglich bäuerliches Gericht auf der Basis von Erdäpfeln und geschmolzenem Käse, das in Kärnten als Frigga und in Slowenien als Frika bekannt ist. Und so gestaltet sich ein Ausflug ins nahe Friaul für den Triester gewissermaßen als leicht exotische Erfahrung, verbunden mit Genüssen, die man zumindest teilweise von zu Hause gar nicht kennt.

Friulanische Gastfreundlichkeit
Fogolar mit Abzugshaube

Für die besagten Frico etwa fährt man gerne in den hübschen Ort Cividale am Ufer des türkisfarbenen Flusses Natisone, wo eine wunderbar soufflierte, außen knusprige und innen cremige Version des Gerichts in der stimmungsvollen und gleich neben dem Dom gelegenen Trattoria al Campanile serviert wird. Nicht minder verlockend ist die Frico, die in der nur wenige Kilometer entfernt gelegenen Trattoria Ai Cacciatori in Remanzacco bei Udine zubereitet wird. Bekannt ist das Lokal auch für die exzellenten Wildgerichte, die in der Saison angeboten werden und die sich in Triester Restaurants aus unerfindlichen Gründen gleichfalls nur sehr selten finden.

Will man etwas gediegenere Speisen, besucht man Antonia Klugmanns wundervollen Landgasthof L‘Argine al Vencò, nahe der slowenischen Grenze. Basis der Küche der Starköchin sind selbst gesammelte Wald- und Wiesenkräuter, im hauseigenen Garten angebautes Gemüse und auch sonst viel Lokales und Saisonales. All das wird von Klugmann mit Inspiration und viel Gefühl zu wundervollen Gerichten verarbeitet. Und ein paar hübsche Zimmer zum Übernachten gibt es obendrein.

Ebenso empfehlenswert, wenngleich in einer völlig anderen Kategorie, ist die Osteria Vecio Mulin im Ort Gradisca am Isonzo. Dabei handelt es sich um eine Art dauerhaft geöffneten und stets gut besuchten Buschenschank, der außer Aufschnitt wie Prosciutto, Salami und Mortadella sowie diversen Käsesorten in der Regel nur zwei warme Speisen anbietet.

Nämlich eine stets vorhandene herzerwärmende Pasta con fagioli (Bohnensuppe mit Pasta) und ein täglich wechselndes Gericht, wie etwa Kutteln an Dienstagen oder Stockfisch alla vicentina (mit Zwiebeln in Olivenöl gekocht) mit Polenta an Freitagen. Zu den absoluten Highlights eines Friaul-Ausflugs zählt in jedem Fall der Besuch eines Restaurants mit Fogolar. Darunter versteht man eine Art mächtiger Indoor-Grill mit ebensolcher Abzugshaube, der in zahlreichen Lokalen der Region im Zentrum des Gastraums steht. Darauf werden verschiedene Fleischteile gegrillt und in mehreren Gängen serviert. Besonders beliebte Fogolar-Restaurants sind etwa die Trattoria da Toso in der Ortschaft Tricesimo, das Restaurant al Fogolar in Gorizia oder das Al Parco in Buttrio.

Am häufigsten zieht es die Triester an Wochenenden und an Feiertagen ins friulanische Hinterland. Und zwar am liebsten zum Mittagessen, sodass sie am Abend wieder zu Hause sind und als Kontrastprogramm zum deftigen Mittagessen beim Nachbarn ein leichtes Abendessen aus Fisch und Meeresfrüchten zu sich nehmen können.

Text: Georges Desrues

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