Der hektische Alltag. Aus Zeitmangel hüpft man ins Auto, anstelle zu Fuß zu gehen. Im Vorbeifahren holt man schnell ein Weckerl beim Supermarkt und das Weckerl ist natürlich in Plastik verpackt. Wieder keine Zeit zum Kochen, damit soll jetzt Schluss sein! Auf in ein gesünderes, besser organisiertes Leben.
Die Planung macht’s
Regelmäßige Wocheneinkäufe, das Vorkochen gesunder Mahlzeiten und ausgiebige Spaziergänge sollen einen fixen Platz im Kalender haben. Punkt eins kann ich gleich erledigen. Mein Nachbar hat mir letztens nämlich vom Bauernmarkt erzählt – drei Kilometer die Straße runter – stadtauswärts. Jeden Freitagnachmittag hat der geöffnet. Passt perfekt. Das wird also mein erstes Ziel auf dem Weg in ein gesünderes, nachhaltigeres Leben.
Der Markt am Stadtrand
Der Bauernmarkt ist einfach zu finden. Er ist direkt hinter der Liebenauer Hauptstraße gelegen und die Einfahrt gut beschriftet. Ausreichend Parkmöglichkeiten gibt es hinter der kleinen Markthalle. Hier befindet sich auch der Eingang. Zugegeben, die Vorstellung eines solchen Marktes direkt an der dicht befahrenen Straße, schien mir nicht sehr einladend. Doch wo ich jetzt hier stehe, reichen die paar Meter Abstand, um den Lärm fernzuhalten. Ich blicke auf ein weitläufiges Ackerfeld, viel Grün und Einfamilienhäuser in der Ferne und am Vorplatz steht sogar ein Maibaum. Ich revidiere. Tatsächlich ist das Ambiente hier äußerst charmant. Der Markt lädt zum gemütlichen Flanieren ein. Besucher kommen und gehen – zu Fuß mit dem Kinderwagen oder auf dem Rad und ihrem Einkauf auf den Gepäckträger gespannt. Nächstes Mal sollte ich auch mit dem Rad hierher kommen. Es geht hier zwar schon Richtung Thondorf, aber tatsächlich befinde ich mich noch auf Grazer Boden.
Garantiert steirisch
Ich betrete die Markthalle. Mit dem Stoffsackerl gustiere ich durch die Verkaufsstände. Angeboten wird ausschließlich von Landwirten aus der Steiermark. Über die Herkunft muss ich mir hier also keine Gedanken machen. Für das Plus an Gesundheit greife ich an der Gemüsetheke erstmal ordentlich zu. Verschiedenste Sorten in Hülle und Fülle: Radieschen, Süßkartoffel, Gurken, Tomaten und Frühlingszwiebel machen Lust auf frische Salate und bunte Gemüsepfannen. Weiter geht’s. Ich hatte mir fest vorgenommen an Fleisch- und Milchprodukten vorbei zu spazieren, ohne in Versuchung zu geraten. Zum einen, weil die Tierhaltung negativen Einfluss auf die Treibhausgas-Emissionen ausübt und zum anderen, weil der Verzicht auf tierische Produkte einen positiven Effekt auf den Körper haben soll. Ersteres fällt mir leicht. Ich bin kein großer Fleischtiger und auch Fisch esse ich weniger gerne, doch ich bin überrascht von der großen Auswahl. So ein herzhafter Schweinsbraten zum Mitnehmen, wie früher bei Oma zuhaus’, sieht schon verlockend aus. Ich gehe dennoch weiter. Nächstes Mal. Auch auf die Milch verzichte ich. Café au Lait wird zu Café oh-ne. Dann erblicke ich die Käsetheke und meine Willensstärke schwindet. Bei selbstgemachten Käsevariationen kann ich nicht Nein sagen. Auch von den eigens kreierten Nudelsorten der Bauern bin ich begeistert und kaufe gleich mal zwei Packungen ein. Auf dem Heimweg liegt das Einkaufszentrum auf halber Strecke. Dort stoppe ich dann für den restlichen Bedarf.
Wenn’s schnell gehen muss
An einem Freitagnachmittag ins Einkaufszentrum zu fahren ist wohl nicht die beste Idee. Mit der Rolltreppe von der Parkgarage rauf zum Supermarkt und schon befinde ich mich inmitten eines Menschengetümmels. Die Atmosphäre ist plötzlich mehr angestrengt als entspannt. Immerhin bleibt nicht mehr viel zu kaufen. Ein bisschen Obst, Hygieneartikel
und Glasbehälter für meine künftigen, frisch gekochten Mahlzeiten to go. Dann suche ich noch nach halbwegs gesunden Fertigsaucen für die stressigen Tage, an denen die Mahlzeit schnell am Tisch sein muss. Diesmal achte ich genau aufs Etikett. Ich möchte nur Produkte mit hundert Prozent natürlichen Inhaltsstoffen kaufen. Leide stelle ich fest, dass kaum ein Pestoglas im grünen Bereich liegt. Nicht einmal das grüne. Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe und industrieller Zucker sind unzähligen Produkten beigefügt. Zucker vor allem. Meiner Figur zu Liebe mache ich lieber noch einen Abstecher ins Reformhaus und hoffe, dort bessere Alternativen zu finden.
Wo weniger mehr ist
Kaum im Laden, habe ich schon alles gefunden, wonach ich gesucht habe. Auf den Regalen findet sich eine Vielfalt an Aufstrichen, Saucen und Gewürzmischungen, von süß bis pikant, und das ohne jeglichen Zusatz. Wie’s geschmacklich ist, werde ich noch herausfinden und packe gleich ein paar der Produkte in den Einkaufskorb. Auf dem Weg zur Kassa fallen mir all die veganen Milchalternativen auf. Muss ich den Kaffee also doch nicht schwarz genießen! Die Mandelmilch wird ihn mir versüßen. Apropos Süßes, hier gibt’s auch handgeschöpfte Fairtrade-Schokoladen aus der Steiermark. Die mit Waldbeer-Kokos mit Dattelzucker lacht mich an und ich lege der Verkäuferin eine Tafel zum Kassieren hin. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sie die Heimfahrt unvernascht übersteht.
Julia Strempfl