Craft Beer wirbelte den Markt auf, Bierbegleitung zu ausgesuchten Speisen sind erfreulich erfrischend. 40plus Autor Martin G. Wanko verkostete.
Bier galt beim mehrgängigen Dinner lange Zeit als eher spröde Speisenbegleitung, da trank man lieber Wein. Craft Beer wird von vielen als Rettung angesehen. „Vielseitig im Geschmack und ein idealer Speisenbegleiter, auch in der Spitzengastronomie!“ meinen Markus Eichl und Jürgen Pagger von der Bierboutique am Grazer Lendplatz.
Spontanvergorene Biere
Obgleich im Ausdruck Craft Beer an sich etwas Irreführendes liegt: „Craft Beer hat nichts mit kräftigem Bier zu tun, es ist handcrafted, also handgemachtes Bier. Wir hier sagen lieber Bier mit Charakter. Uns hat das Craft Beer die vielseitige Welt des Bieres eröffnet. Wir teilen sie in drei Gruppen ein: Obergärig, untergärig und spontanvergoren, wobei die spontanvergorenen die ältesten Bierstile sind, die es überhaupt gibt.“ Spontanvergorene Biere gleichen dem spontanvergorenen Wein in der Machart und sind auch so eher die Extremisten im Biervolk.
Die unterschiedlichen Sorten an Craft Beer unterscheiden sich durch verschiedene Geschmacksnoten. Diese entstehen durch die unterschiedliche Kombination und dem Sortenreichtum von Hopfen und Malz. Beim Fortgehen spürt man das jedoch selten, denn – vorsichtig gesagt – sobald ein Lokal einen Liefervertrag mit der Brauindustrie abgeschlossen hat, ist diese sehr daran interessiert, mit diversen Gegenleistungen nur ihr Bier zu verkaufen.
Bier aus dem Holzfass bis zum Homebrewing
So sieht man lokale Craft Biere auch selten auf den Speisekarten der erstklassigen Gastronomie.
„Das könnte definitiv entwickelt werden. In Spitzenrestaurants gibt es eine eigene Karte für Weiß- und Rotweine. Meistens bekommt man dort ein Pils und nicht mehr“, so Markus Eichl. Dabei ist die Vielfalt groß, vom im Fass gelagerten Craft Beer mit bis zu 12 % Alkohol, bis hin zu feinstem naturtrüben Bier ist für jede Geschmacksrichtung etwas zu finden. Dies ruft zumindest die Biersommeliers auf den Plan.
Aber warum nicht selbst Hand anlegen?
Homebrewing entwickelt sich langsam zum Trend, da Bierbrausets durchaus erschwinglich sind und in jede Küche passen. „Ideal sind hier die 4-5 Liter Einsteiger-Bierbrausets“, erzählt Markus Eichl aus eigener Erfahrung. Den Nachschub an Rohstoffen wie Hopfen, Malz und Hefe bekommt man im lokalen Shop seines Vertrauens. Tatsächlich muss man nicht alles online bestellen.
Bierbegleitungen im Zeichen der Vielfalt
In der Bierboutique konnte man sich vor geraumer Zeit von einer reinen Bierbegleitung zu einer Speisenkombination der Kochkünstler von Le Soleil aus Graz erfreuen. So servierte man zum Beispiel eine Marokkanische Linsensuppe mit Kiesbye’s Waldbier 2023 Ausseer Mischwald, mit Vogelbeere und Tannenwipfeln. Zu einer Grünen Bärlauch-Quiche mit Spargel sorgte ein belgisches St. Bernardus Abt. 12, Quadrupel mit 10 % Alkohol für den richtigen Geschmack und zu den Spareribs mit Mango-Chilidip reichte man zum Beispiel ein Irish Stout aus Galway.
Auf was freut man sich mehr: Auf den Schaum, oder auf das flüssige Gold darunter: „Zuerst ist der Schaum interessant, aber dann kommt die goldene Flüssigkeit. Das gehört im Grunde zusammen.“
Text: Martin G. Wanko
Foto: Martin G. Wanko (Headerbild) und Unsplash