Reinhard Diethardt investiert seit 40 Jahren in Kunst. Zu sehen ist sie überall auf der Welt. Nur nicht in Graz.
„Brus. Nitsch. West. Schlick. Kippenberger. Warhol.“ Mit Reinhard Diethardt durch seine Sammlung in der Grazer Wielandgasse zu gehen, ist wie ein kommentierter Streifzug durch die zeitgenössische Kunst. Zu jedem Werk kann er etwas erzählen. Das Entstehungsjahr, die Bedeutung im gesamten Oeuvre, auf Nachfrage den Kaufpreis – und allenfalls auch den geschätzten gegenwärtigen Wert. Der Mann ist schließlich gelernter Banker.
Seit 1978 kauft er akribisch Kunst. Die Ursprünge dieser Leidenschaft liegen in der Welt des Kapitals. „Ich bin mit 29 zum Chef der Kontrollbank in Graz bestellt worden. Mein Chef hat mir 100.000 Schilling gegeben, um Kunst für mein Büro zu besorgen. Er hat gesagt: ‚Die Hälfte gibst du in Wien aus, die andere Hälfte in Graz’.“ Das allererste Werk seiner Kollektion? Auch da muss Diethardt nicht lange nachdenken: „Bettina Semmer, Künstlerin aus der Gruppe um Albert Oehlen.“
Diethardt wurde Kunde und Freund des Galeristen Bleich-Rossi. Seine Philosophie: „Wenn ich mich für einen Künstler entscheide, gehe ich in die Tiefe.“ So entwickelte er sich zu einem der wichtigsten Sammler des Wiener Aktionismus. Die allermeisten „seiner“ Künstler lernte er persönlich kennen. Mit manchen ist er befreundet, etwa mit Christian Eisenberger, einem Vertreter der jüngeren Generation. Teile seiner international bedeutenden Sammlung von rund 2.000 Werken gehen immer wieder auf Wanderschaft. Galerien und Museen zeigen Bilder, darunter auch das Bruseum. „Nur nicht in Graz“, wie hier im Vorspann behauptet, stimmt also nicht ganz. Aber wäre nicht ein eigenes Museum noch schöner? Diethardt winkt ab: „Zu viel Arbeit!“ Es wird aber wohl auch mit mangelndem Interesse der Politik zu tun haben.
Ein besonderes Verhältnis verbindet den Sammler mit Kippenberger und Schlick, den Mitbegründern der Lord Jim Loge. Deren Wahrzeichen steht als Skulptur mehrere Meter hoch vor dem Zebrahaus, in dem sich die Diethardt Collection befindet. Auf dem Nachbarhaus: Ein rot beleuchteter Schriftzug. „Easy times“. Der stammt von Künstler Aidas Bareikis. Aber das ist eine andere Geschichte…
Text von: Wolfgang Kühnelt
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