Vanessa, Marlies, Anna Lena, Jasmina und Bereichsfeuerwehrkommandant Hannes Matzhold warten in der Burg auf Landeshauptmann Christopher Drexler. Nein, es gab keine Preise, keine Urkunden, der Landeshauptmann wollte mit jenen jungen Menschen einfach auf Tuchfühlung gehen, um zu erfahren, warum junge Menschen noch heute zur Feuerwehrjugend gehen.
Der Landeshauptmann betritt das Foyer zu seinem Büro. Gleich am Anfang lockert Christopher Drexler die Stimmung auf, als er Vanessa fragt, wie es dem Grisu denn so geht, den Stoffdrachen, der immer noch gerne Feuerwehrmann werden will, den sie fest in der Hand hält. „Grisu geht es gut! Er ist sogar bei den Großen dabei!“, antwortet sie stolz und schon ist die Stimmung auf lockerem Niveau.
LH Drexler: Ich habe euch ja in Frohnleiten zuschauen dürfen, wie ihr beim Landeswettbewerb gewonnen habt. Herzliche Gratulation! Was ich mich frage, was ist am schwierigsten bei so einem Wettbewerb?
Vanessa: Die Nervosität.
Marlies: Wenn man nervös ist, sind die Hände feucht und man hätte es ganz gerne, dass es vorbei ist.
Anna Lena: Man hätte es dann schon ganz gerne, dass der Wettbewerb vorbei ist.
Hannes: Nach dem Startpfiff gibt es nur noch ein Ziel, nämlich?
Alle Mädchen: Fehlerfrei zu arbeiten und vorne dabei zu sein!
LH: Was macht ihr jetzt alles in so einem Wettbewerb?
Jasmina: Ganz wichtig ist der Schlauchtrupp! Dabei müssen 4 Jugendliche 4 Schläuche aneinander kuppeln, wobei dabei auch 4 Hindernisse, ein Wassergraben, eine Hürde, ein Kriechtunnel sowie ein Laufbrett überwunden werden müssen!
Vanessa: Da sind bereits die Pumper und Spritzer, wieder 4 Jugendliche, auf ihren Positionen eingelangt, die mit einer Kübelspritze, das ist ein Kleinlöschgerät, pumpen und spritzen, bis eine Sirene ertönt, und ein Blaulicht leuchtet, was bedeutet, dass die Arbeit erledigt ist!
Marlies: Der Schlauchtrupp muss nach dem Auslegen der Schlauchleitung jeweils einen Knoten anfertigen.
Anna Lena: Die Pumper und Spritzer müssen die Geräte erkennen und auf der dafür vorgesehenen Ablage deponieren! Wenn alle mit ihren Aufgaben fertig sind, dann kommt es zur Endaufstellung, wobei der Gruppenkommandant das Beenden der Arbeiten mit einem Handzeichen bekannt gibt.
Marlies: Und dann kommt der Staffellauf!
Hannes: Welche Hindernisse habt ihr beim Staffellauf zu überwinden?
Marlies: Leiterwand, Schlauchablage, Hürde unten durch und oben drüber, Feuerlöscher abstellen und Schläuche an ein Strahlrohr ankuppeln!
LH: Wie ist man in einem Wettkampf erfolgreich?
Alle Kinder: Dass man im Team zusammenhält … wenn einer einen Fehler macht, soll er nicht beleidigt werden, sondern man muss ihm gut zusprechen und auffangen… schnell im Ziel sein und wenig Fehler machen … bei uns muss jeder alle Funktionen können, weil es wird erst vor dem Wettkampf ausgelost, wer jetzt Spritzer, Pumper oder Schlauchtrupp ist …
LH: Spaß muss aber auch dabei sein, oder?
Marlies: Ja, sicher, Spaß ist immer wichtig! Unsere Ausbilder sind zwar manchmal streng, aber auch oft sehr witzig, das ist immer lustig.
Anna Lena: Aber lernen tut man ganz besonders auch aus Niederlagen. Da sieht man dann die Fehler, wo man besser werden muss.
Jasmina: Aber auch so als Mensch, weil man muss damit leben können, wenn man verliert.
LH: Sich ehrenamtlich zu engagieren, das ist ein Wert, der unser Land erst lebenswert macht. Warum habt ihr euch entschieden, zur Freiwilligen Feuerwehr zu gehen, das interessiert mich jetzt schon.
Anna Lena: Dass ich in meiner Freizeit nicht auf der Couch herumliege und mein Bruder Leon geht auch!
Jasmina: Durch meinen Opa und den Papa, weil die die Jugendarbeit gemacht haben, da war ich, seit ich sechs bin, bei jeder Übung dabei. Dazu waren auch alle meine Freunde von der Schule dabei.
Marlies: Mein Papa, Opa und Bruder gehen auch zur Feuerwehr und es macht sehr viel Spaß.
Vanessa: Bei mir ist es so: Meine Mama und mein Papa sind bei der Feuerwehr und heuer ist auch mein Bruder dazugekommen.
Unser 10 Millionenpaket für den Katastrophenhilfsdienst aus den letzten 10 Jahren ist nun „abgearbeitet“, jetzt kommen weitere 25 Millionen für den Katastrophenhilfsdienst, Brandbekämpfung und infrastrukturelle Angelegenheiten.
LH Christopher Drexler
LH: Welche Aufgaben habt ihr jetzt so bei der Feuerwehrjugend?
Anna Lena: Ordnung halten und öfter schauen, ob alles funktioniert.
Marlies: Wir machen auch Übungen und danach muss alles wieder in Ordnung gebracht werden.
LH: Habt ihr bei der Jugendfeuerwehr auch schon Freundschaften geschlossen?
Vanessa: Ja, und nicht nur in der Steiermark, sondern in ganz Österreich!
Jasmina: Vor allem bei den steirischen und österreichweiten Wettbewerben.
LH: Das finde ich schon cool, weil ihr so auch schauen und vergleichen könnts, wer etwas besser macht, oder ob die anderen etwas anders machen.
Hannes: Der Wissensaustausch untereinander ist immens wichtig.
LH: Brandbekämpfung, Gerätekunde, Erste Hilfe, könnt Ihr das schon aus dem Effeff?
Marlies: Wir üben das!
Hannes: Bei uns gibt es in der Feuerwehrjugend den Wissenstest in drei Stufen, in Bronze, Silber und Gold. Die Themen sind: Wie das Feuerwehrwesen aufgebaut ist, Knotenkunde, Gerätekunde und Erste Hilfe. Vom 10. bis zum 16. Lebensjahr wird die Jugend so vorbereitet, dass man mit 16 nach Abschluss der Grundausbildung in den Aktivstand gehen kann, das gleicht einer Lehrlingsausbildung
LH: Was macht euch bei der Feuerwehrjugend am meisten Freude?
Alle: Wir gehen manchmal Eis essen, wandern, schwimmen, Spieleabende, das macht alles viel Spaß … mit Freuden an Wettbewerben teilnehmen … unsere Feuerwehrfeste … wir helfen hier auch schon alle mit!
Hannes: Das ist das Fest für das gesamte Dorf, ein jeder ist hier herzlichst eingeladen, auch aus der ganzen Steiermark!
LH: Was wollt ihr in Zukunft bei der Feuerwehr machen?
Vanessa: Atemschutz.
Marlies: Mein Papa ist Funker, das will ich auch werden!
Jasmina: Ich habe schon alles, was ich machen will: Atemschutz habe ich bereits und die Jugend betreue ich.
Anna Lena: Ich will auch wie die Jasmina werden, Atemschutz und Jugendausbildung.
LH: Was glaubt ihr, wie wichtig sind die Feuerwehren für die Steiermark?
Alle: Sehr wichtig, extrem! Weil sonst würde niemand Feuer löschen, Menschen aus Autos schneiden, oder bei einer Katastrophe ausrücken und den anderen helfen!
LH: Wenn wo was passiert, ist immer die Feuerwehr im Einsatz, oder? Das ist wirklich super, weil so viel ehrenamtliches Engagement dahintersteckt, auch dass man für andere da ist.
Der Frauenanteil ist hier ganz wichtig, weil wir ansonsten das System in dieser Form nicht mehr aufrecht erhalten können. Wir müssen doch rund um die Uhr einsatzbereit sein!
Hannes Matzhold
Hannes: Eine Berufsfeuerwehr gibt es nur in Graz, ansonsten ist man auf die Freiwilligen Feuerwehren angewiesen. In der Steiermark haben wir 55.000 Aktive. Davon 6.000 Jugendliche.
LH: Und wie viele Mädchen?
Hannes: Bei den Jugendlichen stehen wir bei 1/3 Mädchen. Der Mädchenanteil ist erfreulicherweise in den letzten 10 Jahren wirklich angestiegen! Wir haben jetzt schon viele Atemschutzgeräteträgerinnen, die auch ausrücken, wenn es brennt. Der Frauenanteil ist hier ganz wichtig, weil ansonsten könnten wir das System in dieser Form nicht mehr aufrecht erhalten. Wir müssen rund um die Uhr einsatzbereit sein.
LH: Wie wichtig sind die 25 Millionen, die vom Land Steiermark für Ausrüstung und Infrastruktur bezüglich Katastropheneinsätze kommen?
Hannes: Für uns überlebenswichtig! Zuerst einmal für die Gerätschaften, die regelmäßig erneuert werden müssen. Wir haben immer mehr Waldbrände, Überschwemmungen und Naturkatastrophen. Ohne die Unterstützung könnten wir unser System nicht aufrechterhalten.
Marlies: Haben Sie schon selber mit einem Schlauch gelöscht?
LH: Nein! Nur mit dem Gartenschlauch und da hab ich Blumen gegossen. Gott sei Dank, hab ich noch nie etwas löschen müssen, zum Glück bin ich von allen Feuern verschont geblieben!
Marlies: Sind Sie schon einmal in einem Feuerwehrauto mitgefahren?
LH: Ja. Es war ein wahnsinnig tolles Gefühl, so weit oben!
Anna Lena: Was machen Sie denn den ganzen Tag?
LH: Das ist ein bisserl schwierig. Jetzt mache ich ein wechselseitiges Interview, welches mir großen Spaß bereitet. An dem Tisch, wo wir jetzt sitzen, finden die Sitzungen der Landesregierung statt. Wenn wir zum Beispiel ein spezielles Gerät für die Waldbrandbekämpfung mit dem Landeswehrverband anschaffen muss, machen wir das hier am Donnerstag. Gegenüber, in meinem Büro, habe ich mit unterschiedlichsten Menschen Besprechungen aus dem In- und Ausland. Ich bin aber auch viel unterwegs und unterhalte mich mit vielen Menschen, weil wir unterschiedliche Stimmungen einfangen müssen, um hier die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Anna Lena: Stimmt das, dass Sie jeden Tag arbeiten?
LH: Meistens 7 Tage in der Woche. Heute habe ich noch etwas Lustiges zu tun: Ich fahre nach Thal, dort werden wir eine Geburtstagstorte für Arnold Schwarzenegger anschneiden, weil er heute Geburtstag hat, und dann machen wir einen Videocall nach Kalifornien und gratulieren dem Arnold Schwarzenegger in einer kleinen Runde zum Geburtstag. (Anm. d. Red.: Das Interview wurde am 30.08.2024 an Arnold Schwarzeneggers Geburtstag gemacht.)
Vanessa: Kennen Sie jedes Dorf in der Steiermark?
LH: Ich kenne jede Gemeinde hier, ob ich buchstäblich jedes Dorf kenne, täte ich mich jetzt nicht trauen zu behaupten. Aber ich kenne große Teile der Steiermark, nicht nur durch meine Tätigkeit als Landeshauptmann, sondern weil ich seit meiner Zeit in der JVP viel in der Steiermark unterwegs bin.
Jasmina: Üben Sie selber ein Ehrenamt aus?
LH: Ich habe angefangen, mich sehr früh ehrenamtlich zu engagieren, vom Klassensprecher weg, dann habe ich auch einige Vereine mitgegründet.
Vanessa: Wie wurden Sie Landeshauptmann?
LH: Ich habe mich schon lange in der Politik engagiert, dann bin ich zum Abgeordneten gewählt worden, war Abgeordneter im Landtag, vor 10 Jahren bin ich in die Landesregierung gewählt worden, war Regierungsmitglied, das nennt man bei uns Landesrat. Vor zwei Jahren hat der frühere Landeshauptmann, Hermann Schützenhöfer, mit 70 gesagt, jetzt hört er auf, und hat mich als Landeshauptmann vorgeschlagen. Dann bin ich im Landtag gewählt worden.
Hannes: Was glaubst du, wo 2040 die Feuerwehren stehen?
LH: Mein Eindruck ist, dass es in 20 Jahren auch noch dieses System geben wird. Ich merke einfach, dass es immer viele gibt, die sich engagieren wollen. Dass so viele Leute mit so viel Freude dabei sind! Das ist auch als positives Zeichen gegen alles Negative! Da ist so viel positive Energie unterwegs und ein absolut positives Signal: Die Menschen sind bei einem Einsatz, helfen, und kehren mit dem Gefühl nach Hause zurück, Hilfe geleistet zu haben.
Die Mädchen der Freiwilligen Feuerwehr Dirnbach gewannen 2023 den 2. Platz beim 24. Bundesfeuerwehrjugendleistungsbewerb in Lienz in der Mädchenwertung. Aktuell sind sie beim Landeswettbewerb in Frohnleiten „Doppelte Landessieger“ und „Parallelbewerbsieger“ geworden. Anlass genug, um vom LH zum 40plus-Talk eingeladen zu werden.
Rund 55.000 aktive Mitglieder sind zur Stelle, wenn im Land der Ausnahmezustand herrscht. Davon zählen 6.000 zu den Jugendlichen und ein Drittel sind Mädchen. Ihre Kaderschmiede ist die Feuerwehrjugend.
Moderation: Martin G. Wanko
Artikel: Das Ehrenamt