Die Zeiten sind schwierig, das Lachen ist uns schon manchmal vergangen. Mut und Perspektiven geben Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und seine Interviewpartner, die in dieser Reihe zu Wort kommen, sich und ihre Gedankenwelt vorzustellen und mit dem Landeshauptmann einen kleinen Distanz-Talk machen. Der erste, der das Podium betritt, ist Chocolatier und Anders-Macher Josef Zotter.
LH Hermann Schützenhöfer: Sie sind bekannt für Ihren Innovationsgeist und Mut, neue Wege zu gehen. Was können wir in der Politik Ihrer Meinung nach tun, um besonders junge Menschen mit ihren Ideen zu fördern und zu ermutigen?
Josef Zotter: Wir müssen dafür sorgen, dass junge Leute gute Rahmenbedingungen bekommen. Sei es in der Bildung, der Forschung, oder in Form von Möglichkeiten. Ich denke es geht auch immer wieder um eine Vorbildwirkung. Deswegen ist es mir so wichtig, dass innovative Projekte auch erfolgreich werden. Dazu braucht es aber auch eine Kultur des Scheiterns. Aus Fehlern lernen und nicht den Mut verlieren, wenn es am Anfang nicht klappt, ich spreche ja aus Erfahrung. Damit es auch zu mehr Unternehmensgründungen kommt, sollte man junge Menschen ermutigen. Mich beschleicht ein wenig das Gefühl, dass sich viele zu lange mit Businessplänen beschäftigen, sowas braucht man am Anfang nicht. Lieber eine Idee sofort realisieren und aus der Umsetzung lernen. Klein anfangen und dafür aber auf langsames, natürliches Wachstum setzen. Das Hamsterrad umlegen und wirtschaftliche Kreisläufe propagieren. Gerade jetzt wächst eine ganz besondere neue Generation heran, weil es eine Generation ist, die jetzt sehr schnell gelernt hat und das auch musste. Die mit Verzicht konfrontiert wurde und damit vielleicht auch neue Werte schafft.
Josef Zotter: Brauchen wir Bürger immer „ein Stupserl“, um in Sachen Pandemie-Bekämpfung zur Einsicht (Vernunft) zu kommen? Stichwort: „Der geheiligte Friseur“!
LH Hermann Schützenhöfer: Die Menschen sind „coronamüde“ geworden, ich spüre vermehrt Widerstände gegen die Maßnahmen und einen verbreiteten Grant. Das kann ich auch gut verstehen. Aber bis wir das Virus zum Teufel gejagt haben, müssen wir noch ein paar Monate Vor- und Umsicht walten lassen. Hierbei ist es Aufgabe der Politik, das Richtige zu tun und populär zu machen. Wir, die als Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger dieses Landes auch Verantwortung tragen müssen, dürfen aber neben dem Schutz der Gesundheit, der oberste Priorität hat, den sozialen Zusammenhalt nicht aus den Augen verlieren. Denn nur gemeinsam können wir diese Krise bewältigen.
LH Hermann Schützenhöfer: Ob bei der Beschaffung von Rohstoffen oder durch Gründung des Schokoladen-Theaters in Shanghai: Zotter ist international tätig. Wie nimmt man in dieser Branche das Image der Steiermark wahr?
Josef Zotter: Nun ja, wir sind durch das „Schokoladen-Theater“ und den „Essbaren Tiergarten“ in der Oststeiermark bekannt geworden. Da hat uns das Image der Steiermark als zauberhafter Landstrich mit intakter Natur, wo sanfter Tourismus gelebt wird sehr geholfen. Vor Corona sind jährlich rund 250.000 Besucher zu uns in die Zotter-Erlebniswelt gekommen und haben die Bilder und ihre Eindrücke hinausgetragen. Dadurch wurde wieder eine neue Nachfrage erzeugt. Früher war die Schweiz eine Schokoladen-Hochburg, doch jetzt denke ich wird die Steiermark als Kulinarik-Hotspot international wahrgenommen, wo es neben vielen Schmankerln – auch gute Schokolade gibt.
Josef Zotter: Wie stehen Sie zum „Green Deal“, der wäre ja für die Steiermark aufgelegt wie ein Elfmeter?
LH Hermann Schützenhöfer: Auch, wenn während der Pandemie vieles im öffentlichen Leben gestoppt oder verschoben wurde, macht der Klimaschutz keine Pause. Mit dem „Green Deal“ möchte die EU im Jahr 2050 klimaneutral sein. Das ist ein ambitioniertes Ziel. Meistern können wir diese Herausforderung aber nur gemeinsam und mit mutigen Lösungsansätzen in allen Politikbereichen. Eine zentrale Rolle in der Bewältigung der Klimakrise stellen innovative, umweltfreundliche Technologien und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs dar. Steirische Technologien sparen weltweit schon heute 550 Megatonnen CO2 ein – 40 mal mehr als die Steiermark selbst ausstößt. Als Forschungsland Nummer 1 ist die Steiermark prädestiniert dafür, einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Green Deals beizutragen.
Text: Martin G. Wanko
Bild: Erwin Scheriau (LH Schützenhöfer); Zotter Schokolade (Josef Zotter)