Seit es die Steiermark gibt, clustern wir, könnte man fast glauben. Ein Gespräch mit Frau Landesrätin Barbara Eibinger Miedl über Chancen und Risiken beim Clustern.
Frau Landesrätin, in der Steiermark clustern wir schon seit über 20 Jahren, oder?
1995 wurde jedenfalls mit dem damaligen Autocluster „ACstyria“ der erste steirische Cluster im Sinne der Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Forschung aus der Taufe gehoben. Seither sind zahlreiche weitere steirische Cluster dazu gekommen, die sich zu einem echten weiß-grünen Erfolgsmodell entwickelt haben.
Bereits lange bevor der Begriff Cluster durch COVID-19 einen unliebsamen Beigeschmack bekam, war die Steiermark also bereits ein Cluster-Land, warum?
Das wesentliche Ziel damals wie heute ist es, unsere wirtschaftlichen Stärken im Land zu bündeln und Kooperationen von Unternehmen sowie die Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft auszubauen. Es ist uns damit am Standort Steiermark gelungen, ein herausragendes Ökosystem zu schaffen.
Was steckt hinter der Erfolgsgeschichte Cluster- und Netzwerkstrategie?
Ich denke, das kooperative Klima und der vorherrschende Innovationsgeist sind das Besondere dabei. Die steirischen Akteure haben früher als andere erkannt, dass man im globalen Umfeld gemeinsam mehr erreichen kann.
Welche Lehren können Sie aus der Corona-Krise ziehen?
Was wir durch die Corona- Krise sehr deutlich vor Augen geführt bekommen haben, ist die Abhängigkeit Europas in manchen kritischen Bereichen, wie der Medizin oder bei der Schutzausrüstung. Daraus müssen wir unsere Lehren ziehen. Es muss unser Ziel sein, bei Schlüsselindustrien weniger vom Weltmarkt abhängig zu ein und Produktionen nach Europa zurück zu holen.
Was darf man sich unter dem COMET-Programm vorstellen?
Es handelt sich dabei um das Kompetenzzentren-Programm des Bundes, das gemeinsam mit den Ländern Forschungszentren finanziert und das die Steiermark seit vielen Jahren sehr erfolgreich nutzt. Derzeit sind wir an 25 von 42 österreichischen COMET-Zentren beteiligt, 19 haben ihren Hauptsitz in der Steiermark. Aufgabe der Zentren ist es, universitäre Grundlagenforschung mit angewandter Forschung aus der Wirtschaft zu vernetzen. Die Kompetenzzentren sind neben den Clustern wesentliche Erfolgsfaktoren dafür, dass die Steiermark zu den Top-Regionen bei Innovation und Forschung in Europa zählt.
Kann man alles clustern, ist das sinnvoll?
Sicherlich nicht. Es gibt ja bekanntlich nicht DAS Rezept für den Erfolg, es ist ein häufiges Analysieren und Nachjustieren. Die Herausforderungen liegen meist in den Details. Also alles clustern und dann wird es automatisch ein Erfolg, das wird nicht funktionieren.
Können Sie mir ein paar wirtschaftliche Erfolge, als Output der Cluster- Philosophie nennen?
Jeder Cluster hat seine eigenen Erfolgsgeschichten. Alles in allem hat sich die Steiermark aber in den letzten 20 bis 30 Jahren zu einem Hightech-Standort entwickelt. Im Bereich der Forschungsquote zählen wir zu den allerbesten Regionen Europas. Damit einhergegangen ist eine sehr positive wirtschaftliche Entwicklung mit entsprechender Lebensqualität. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Erfolgsweg ohne die Cluster und Kompetenzzentren nicht möglich gewesen wäre.
Frau Landesrätin, 40plus dankt für das Gespräch.
ACStyria Mobilitätscluster
Wären 1995 (LR Herbert Paierl!) nicht die Weichen gestellt worden, vieles wäre im Land der Cluster heute nicht so. Der Mobilitätscluster ACstyria repräsentiert ein Netzwerk von rund 300 Unternehmen aus den Bereichen Automotive, Aerospace und Rail Systems – mit über 70.000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von mehr als 17 Milliarden Euro.
Silicon Alps Cluster
Der Silicon Alps Cluster ist ein österreichischer Technologie- und Innovationscluster im Bereich der Electronic Based Systems. Dient zur Entwicklung und Positionierung der Elektronik- und Mikroelektronik-Branche. Aktuell: 125 Partner.
Human.technology Styria
Human.technology Styria ist in zwei strategischen Schwerpunktfeldern angesiedelt: Medizintechnik sowie Pharma und Biotechnologie. Das sind 130 Mitgliedsunternehmen aus Wirtschaft und Forschung, macht rund 39.500 Mitarbeiter*Innen und einen Jahresumsatz von mehr als 4,9 Mrd.
CIS
Die Vernetzer zwischen Kreativwirtschaft und klassischer Wirtschaft. Top-Event: Der Designmonat! Cool Tour: Erlebniswelt Wirtschaft. 4.400 Unternehmen sind in der Kreativwirtschaft tätig – das sind mehr als 9 % aller Unternehmen = 16.100 Beschäftigte. Umsatz = 1,7 Milliarden Euro. Die CIS hat 1.200 Mitglieder
Green Tech Cluster
Das Green Tech Valley der Steiermark! 220 Unternehmen und Forschungseinrichtungen entwickeln hier eine grüne Technologien. Die Unternehmen wachsen seit Cluster-Bestehen 2005 mit 14 % pro Jahr und schaffen über 1.200 Arbeitsplätze pro Jahr. Aktuell werden 91 % der Umsätze auf den globalen Märkten erzielt. Weiter so!
Holzcluster
155 Holzcluster-Unternehmen mit ihren 10.650 Mitarbeitern sind zum Großteil am Land zu Hause. Wichtig! In Summe: 3,1 Milliarden Euro. Und: Genug Holz kann es nie geben, darum wächst es immer nach. Dazu sorgen in der Holzwirtschaft 200 Forscher und Entwickler für Wachstum durch Innovation.
Text von Martin G. Wanko