Vor allem, wenn man es durch 4 dividiert.
Der Versuch, während der Lesezeit 4 steirische Winzer zu interviewen, die rund um die 40 sind, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Aber niemand soll uns vorwerfen können, wir hätten nicht alles versucht.
Die Idee war gut: Mit Stefan Krispel, Stefan Langmann, Stefan Potzinger und Stefan Schauer übers Leben und den Wein zu philosophieren. Alle in etwa im gleichen Alter, jeder hat sich einen Namen gemacht, das müsste doch eine schöne Geschichte ergeben. Theoretisch. Wäre da nicht Lesezeit. „Den Fehler hab ich einmal begangen“, gesteht Stefan Potzinger. Verspätet von einer Tour durch Tirol zurückgekommen, die ersten paar Tage der Lese verpasst, das war nicht mehr aufzuholen. Deshalb gibt es mittlerweile zu dieser Zeit keine Termine mehr außerhalb des Weingartens. Das Gespräch findet demnach im Weingarten statt, das Handy an der Schulter eingeklemmt, während der Reifegrad der Trauben begutachtet wird.
Inzwischen der Versuch, den nächsten Stefan zu kontaktieren. „Ja, gern, aber es ist Lesezeit. Nein, heute leider nicht, aber morgen. Oder übermorgen“. Natürlich, übermorgen passt gut, inzwischen kann man ja herumfahren im Schilcherland, der Heimat des zutiefst steirischen Rosé. Hier arbeitet Stefan Langmann am Weingut mit einer der ältesten autochthonen Rebsorten Europas. Wie gesagt, er arbeitet im Weingarten, reden geht gerade schwer.
Die Steiermark ist wunderschön zu dieser Zeit, das Wetter schreit nach einem offenen Verdeck am Weg ins Sausal. Mit 564 Metern über dem Meeresspiegel ist Kitzeck einer der höchstgelegenen Weinbauorte Mitteleuropas. Hier wachsen auf extrem steilen Schieferböden Sauvignon Blanc und Riesling, die Lieblingssorten von Stefan Schauer, der mit seinem Bruder Bernhard die Weine auf die Flasche zieht. Kurze Pause am Gaisriegl, der steilsten Lage, auf dem Boden, auf dem das Haus der Familie steht , wachsen die Aushängeschilder. “Wein ist Licht gebunden durch Wasser”, sagte Galileo Galilei. Wer die Nachmittagssonne durch ein Glas Sauvignon scheinen lässt, wird dem zustimmen. Bevor die Reise weitergeht in den Südosten des Landes.
„In der Zeit der Weinlese schaust nicht auf die Uhr, da sind 18- und 20-Stunden-Tage nicht ungewöhnlich.“ Nur so holt man auch die letzten paar Prozent aus dem Wein. „Wir haben hier Rebstöcke, die sind älter als ich“, denen begegnet Stefan Krispel mit großem Respekt. Sein Blick richtet sich dabei auf die Lage Hochstrandl. Wer den Grauburgunder aus diese Lage kennt, weiß, wovon er spricht. „Was wir brauchen, ist die Symbiose aus Mensch und Natur, im Keller wie im Weingarten.“ Dazu gehört hingegen nicht, seine Zeit mit Interviews zu verbringen. Denn manchmal sagt kein Gespräch mehr als 1.000 Worte. Und die Qualität der Weine gibt den vier Winzern in jedem Fall recht
Text von: Norbert Wilhelm
Genussgut Krispel
Neusetz 29, 8345 Straden
+43 (0) 3473 7862
office@krispel.at
Weingut Langmann
Langegg 23, 8511 St. Stefan/Stainz
+43 (0) 3463 6100
weingut@l-l.at
Weingut Stefan Potzinger
Gabersdorf 12, 8424 Gabersdorf
+43 (0) 664 5216444
potzinger@potzinger.at
Weingut Schauer
Greith 21, 8442 Kitzeck im Sausal
+43 (0) 3456 3521
office@weingut-schauer.at