Birgit Kumpusch zählt zu den herausragendsten Erscheinungen bezüglich Design und Handwerk in der »jungen Steiermark«. Zeit mit ihr ein Gespräch über Kunst, Design und ihren Job zu führen.
Frau Kumpusch, sind Sie noch immer mit dem Hobel am Werken?
Moderne Tischler arbeiten mit 3D-Visualisierungen, CNC gesteuerten Maschinen, bzw. in unserem Fall mit einem Roboter. Auch wenn handwerkliches Geschick immer wichtig ist, ist das Bild vom Tischler mit Hobel längst verstaubt. Ich glaube, da bin ich als Tischlermeisterin mit einem Fräsroboter ein gutes Beispiel.
Sie haben jedoch keine Tischlerlehre gemacht, sondern sind auf die Grazer Ortweinschule gegangen. Warum?
Ich wollte beides, einen Beruf und die Matura, darum habe ich mich für den Weg über die HTL entschieden. Zum anderen war mir eine gute Ausbildung im Bereich Planung und Design sehr wichtig, die ich heute als eine unserer großen Stärken ansehe. Ich bin Tischlerin und Designerin zu gleichen Teilen.
Danach machten Sie die Ausbildung zur Restauratorin. Das ist jetzt nicht der übliche Weg, um Tischlerin zu werden, oder?
Meine Ausbildungen in Venedig und Deutschland waren eine große Bereicherung, persönlich wie fachlich. Möbelrestauration basiert auf dem traditionellen Handwerk. Genau diese alten Techniken können wir heute mit den Möglichkeiten unseres 3D Scanners bzw. Fräsroboters vereinen. So wird unser Handwerk auf ein völlig neues Level gehoben.
Welche Bedeutung hat für Sie ein »altes« Möbelstück?
Alte Möbel erzählen für mich eine Geschichte. Gebrauchsspuren machen den besonderen Charme aus, lassen sie zu echten Erinnerungsstücken werden. Die Kombination aus altem Charme und jungem, funktionellem Design, ergibt eine Mischung, die ich für einzigartig halte und immer wieder in verschiedenen Projekten zeigen darf.
Wo ist die Grenze zwischen Kunst und Design?
Gutes Design hat wie Kunst die Eigenschaft, einen auf unterschiedliche Weise zu berühren und zu faszinieren. Der einzige Unterschied für mich: Kunst kann sich selbst genügen, Design verbirgt einen Nutzen, ein Geschäft.
Was sind die nächsten Ziele?
Da wir für neue Ideen und Herausforderungen immer zu begeistern sind, haben wir in letzter Zeit einige Projekte mit Start-ups durchgeführt. Die brauchen oft einen erster Prototypen. Durch die Möglichkeit, neben Holz auch andere Materialien bearbeiten zu können, war die komplette Fertigung inkl. Oberflächenveredelung, wie z.B. Pulverbeschichtung, bei uns möglich.
Interview: Martin G. Wanko
Bilder: ©KANIZAJ