Obst und Gemüse sind wesentlich.
Das Beste kommt aus der Steiermark. Der Landeshauptmann im Gespräch mit der Frutura-Geschäftsführerin Katrin Hohensinner-Häupl.
LH Christopher Drexler
Steirische Tomaten das ganze Jahr über – Tradition und Innovation reichen sich in der Steiermark die Hand. Wie geling es im Betrieb, beides unter einen Hut zu bekommen?
Katrin Hohensinner-Häupl
Unserer Erfolgsgeschichte basiert auf traditionellen Werten, die das Fundament unserer Unternehmenskultur bilden. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass Innovation der Schlüsselfaktor für langfristigen Erfolg ist. Um diese beiden Aspekte erfolgreich zu integrieren, setzen wir auf eine offene und kooperative Unternehmenskultur. Unsere Mitarbeiter werden ermutigt, Ideen einzubringen und innovative Lösungen vorzuschlagen, während wir gleichzeitig die bewährten Praktiken und die Expertise schätzen, die uns unsere Tradition verleiht. Insgesamt betrachten wir Tradition und Innovation nicht als Widerspruch, sondern als sich ergänzende Elemente, die uns dabei helfen, nachhaltig zu wachsen und gleichzeitig den Werten treu zu bleiben, die uns auszeichnen.
Katrin Hohensinner-Häupl
Frutura engagiert sich intensiv im Bereich der Biodiversitätsmaßnahmen. Welche Pläne / Konzepte verflogt diesbezüglich das Land?
LH Christopher Drexler
Die Natur hält eine unglaublich faszinierende und beeindruckende Vielfalt bereit, die sich in der Steiermark in ganz besonderer Weise zeigt. Wenn wir voller Stolz über die steirische Natur sprechen, dann müssen wir auch den Auftrag verspüren, diese zu schützen und zu behüten. Deswegen setzen wir als Land Steiermark eine Vielzahl an Programmen und Maßnahmen, wie etwa das Agrarumweltprogramm ÖPUL, ein sogenanntes Biotoperhaltungsprogramm, oder das Vertragsnaturschutzprogramm Natura 2000, das den Lebensraum- und Artenerhalt der EU-gelisteten Schutzgüter in unseren steirischen Europaschutzgebieten unterstützt. Aber auch mit unseren 134 Natur- und 61 Europaschutzgebieten wollen wir die biologische Artenvielfalt langfristig stärken. Zudem haben wir bei der letztjährigen STEIERMARK SCHAU die „Vielfalt des Lebens“ in den Mittelpunkt gerückt, um verstärkt ins Bewusstsein zu rufen, wie bunt und biologisch vielfältig unsere Heimat ist und dass es unser Auftrag ist, sie auch für nachkommende Generationen zu erhalten.iben, die uns auszeichnen.
LH Christopher Drexler
„Frutura“ nutzt die Geothermie für den Anbau von Obst und Gemüse. Das Ergebnis kann man mit Fug und Recht als ein steirisches Leuchtturmprojekt bezeichnen. Wie kam es zu dieser Idee?
Katrin Hohensinner-Häupl
Das Lieblingsgemüse der Österreicher und Österreicherinnen ist zweifellos die Tomate. Trotzdem müssen wir etwa 80 % unseres Bedarfs importieren. Unser langjähriges Ziel ist es stets, die regionale Landwirtschaft zu stärken und Österreich unabhängig von Importen zu machen. Wir setzen uns darüber hinaus für eine kontinuierlich herausragende Qualität ein, die über das gesamte Jahr hinweg gewährleistet wird. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, im Einklang mit der Natur zu produzieren. Um diesen hohen Standards gerecht zu werden, ist der geschützte Anbau mit konstanten Bedingungen für die Pflanzen unumgänglich. Die Steiermark, bekannt für ihr Thermalwasser, diente uns als Inspiration, unsere Expertise im traditionellen Anbau mit innovativer Technologie zu vereinen. So entstand die Idee, die Wärme des Thermalwassers zur Beheizung unserer Gewächshäuser zu nutzen. Voilà, und somit wurde der Grundstein für die Frutura Thermal-Gemüses gelegt.
Katrin Hohensinner-Häupl
Wie beurteilen Sie die Potenziale für den regionalen Anbau von Obst und Gemüse?
LH Christopher Drexler
In manchen Bereichen, wie der Apfelproduktion, erzeugen wir in der Steiermark mehr, als wir selbst benötigen, in anderen Bereichen ist die Selbstversorgung allerdings noch nicht zu 100 % gegeben. Das liegt auf der einen Seite an klimatischen Herausforderungen wie Spätfrost oder Trockenheit, vor denen unsere Obst- und Gemüsebauern stehen. Unsere steirischen Bäuerinnen und Bauern, unsere steirischen Betriebe, stellen nicht nur Lebensmittel von höchster Qualität her, sondern sorgen auch für regionale Wertschöpfung mit kurzen Transportwegen. Insgesamt gilt es aber, Aufklärungsarbeit zu leisten und die Kunden zu sensibilisieren, denn es bedarf nicht nur der makellosen Ware. Ein Apfel, mit ein paar schwarzen Punkten, eine Gurke, die nicht die Normalkrümmung aufweist – sie schmecken genauso gut wie andere.
LH Christopher Drexler
Heute ist der steirische Familienbetrieb Österreichs größter Produzent und Vermarkter von Obst und Gemüse, entstanden aus einem Dörrobst-Unternehmen. Wo soll der Weg in den kommenden Jahren hinführen?
Katrin Hohensinner-Häupl
Wir folgen weiterhin unserer Leidenschaft für Obst und Gemüse und unseren Prinzipien. Für uns ist der Anbau von Obst und Gemüse weit mehr als die gesunde Ernährung der Menschen. Wir sorgen auch für den Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Wir betreiben eine Landwirtschaft der Artenvielfalt zum Beispiel durch das Schaffen neuer Lebensräume für Bestäuber. Denn Landwirtschaft muss gut für Mensch und Natur sein. Wir sind auch überzeugt, dass die Landwirtschaft der Zukunft moderne Technik mit traditionellem Wissen verbinden muss. Wir nutzen die große Erfahrung unserer Gärtner und Bauern, die sich um das Wachstum der Pflanzen kümmern. Gleichzeitig setzen wir innovative Technik ein, um ein optimales und geschütztes Umfeld für unser Obst und Gemüse zu schaffen – das sorgt für eine garantierte Qualität. Im Mittelpunk unseres Handels steht immer der respektvolle Umgang mit unseren Mitarbeitern, der Landwirte und vor allem auch der schonende Umgang mit den Ressourcen der Natur. Das bedeutet für uns, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.
Katrin Hohensinner-Häupl
Welche Konzepte / Maßnahmen planen Sie, um die Übernahme landwirtschaftlicher Betriebe durch die nächste Generation zu fördern und attraktiver zu gestalten?
LH Christopher Drexler
Die Junglandwirtinnen und Junglandwirte sind die Zukunft unserer heimischen Landwirtschaft, weswegen es uns besonders wichtig ist, sie bei der Übernahme zu unterstützen. Neben einer gezielten zusätzlichen Förderung im Rahmen der 1. Säule der „Gemeinsamen Agrarpolitik“, gibt es für die Jungübernahme im Rahmen der Investitionsförderung ein Top-Up von 5 %. Zudem ist es uns in der Steiermark besonders wichtig, mit einer entsprechenden Beratung unter die Arme zu greifen. Deswegen steht die Landwirtschaftskammer mit ihren fachspezifischen Expertinnen und Experten den jungen Bäuerinnen und Bauern mit Rat und Tat zur Seite und unterstützt bei der Übernahme von landwirtschaftlichen Betrieben.
Moderation: Martin G. Wanko
Headerbild: © Lukas Stein, © Frutura