Der Supermarkt von morgen beginnt heute. Christoph Holzer, Geschäftsführer von SPAR Steiermark, über Wandel und Beweglichkeit des Handels in einer turbulenten Zeit.
Herr Magister, SPAR Steiermark baut die Steiermark-Zentrale um 45 Millionen aus. Warum und wie weit ist das Unterfangen gediehen?
Wir haben in den vergangenen Jahren ja zahlreiche Standorte erweitert und waren bzw. sind sehr erfolgreich. 2020 haben wir die Marktführerschaft übernommen. Unser aktuelles Lager hier in Graz Puntigam ist an der Kapazitätsgrenze. Daher ist der Zubau notwendig, um auch in Zukunft bestmögliche Versorgungssicherheit gewährleisten zu können.
Die SPAR-Märkte setzen verstärkt auf Photovoltaik zur Strom-Selbstversorgung. Wie schauen wir hier in der Steiermark aus?
Aktuell haben wir auf unseren steirischen SPAR-Standorten 24 Photovoltaikanlagen. Wir eröffnen heuer im März unseren neuen EUROSPAR-Markt in Hönigsberg. Hier wird die Anlage Nr. 25 installiert.* (Standorte d. Red. bekannt) Zusätzlich rüsten wir auch beim Thema E-Mobility-Ladestelleninfrastruktur nach. Die Energie Steiermark wird bis 2028 88 SPAR-Standorte (sowie 4 INTERSPAR-Standorte) in der Steiermark mit modernster E-Mobility-Ladestelleninfrastruktur ausstatten.
Ein Großteil der Bevölkerung dachte, »nach Covid« normalisiert sich das Leben wieder. Jetzt haben wir den Ukraine-Krieg und die Energiekrise, verbunden mit einer hohen Inflation. Wie sehr spürt man das im Lebensmittelhandel?
Die erhöhten Energiekosten spiegeln sich natürlich auch in den Lebensmittelpreisen wider. Es geht nicht nur um die reine Produktion des Produktes, sondern auch bspw. um die Verpackung. Alleine die Papierpreise und die Produktion des Verpackungsmaterials sind deutlich teurer geworden, weil es sehr energieintensiv ist, Papier bzw. Kartonagen zu produzieren. Wir achten aber sehr genau darauf, dass die Preise für die Bevölkerung leistbar und für die Produzent*innen lebbar bleiben.
Dennoch scheint derdie Österreicherin optimistisch zu sein. Die Einkaufswägen in den Supermärkten sind an den Wochenenden auch reichlich gefüllt. Ist die Krise bei uns so wirklich angekommen?
Wir haben gerade durch unsere Eigenmarkenvielfalt für jedes Börserl die passenden Produkte. Von S-BUDGET bis Premium.
Spüren Sie, dass der Kunde vermehrt zu den günstigeren Eigenprodukten greift?
S-BUDGET entwickelt sich seit dem Start im Jahr 2008 sehr stark. In Zeiten, in denen Kund*innen preissensibler sind, hat S-BUDGET eine noch stärkere Entwicklung. Aktuell gibt es 860 supergünstige S-BUDGET Produkte aus allen Sortimentsbereichen.
Gibt es eine Häufung von spezifischen Lebensmittel, die eher zurückbleiben?
Bei Frischwaren und Backwaren ist es etwas schwieriger, Mengen richtig zu kalkulieren. Wir reduzieren hier zwar Richtung Ladenschluss etwas unser Sortiment, bspw. bei Brot und Backwaren, und backen nicht mehr jeden einzelnen Artikel, sondern nur das Grundsortiment. Wenn etwas übrig bleibt, arbeiten wir hier mit Sozialmärkten, »Too Good To Go« und einem Futtermittelhersteller zusammen.
Der Prozentsatz für Lebensmittel, die im Einzelhandel nicht verkauft werden können, liegt durchschnittlich in Österreich bei 8 %. Bei SPAR ist es noch geringer.
Bei SPAR wird nur rund 1 % der angebotenen Lebensmittel durch die vorhin genannten Maßnahmen nicht verkauft. Insgesamt hat SPAR im Jahr 2021 Waren im Neuwert von über 24 Mio. Euro an Sozialorganisationen übergeben.
Für SPAR Steiermark werden regional über 3.500 Produkte zugeliefert. Gibt es (nach wie vor) verstärkt Initiativen, den Konsumenten zum Verzehr von regionalen, saisonalen Produkten hinzuführen?
Wir setzen sehr stark auf regionale Produkte. Aus der Steiermark sind es über 3.880 verschiedene Produkte von über 430 steirischen Produzentinnen. Nach wie vor wird dieses regionale Sortiment laufend ausgebaut. Corona hat uns gezeigt, wie wichtig regionale Lebensmittel für unsere Versorgungssicherheit sind. Wir setzen aber auch bei unseren SPAR-Marken auf regionale Produzentinnen. So haben es letztes Jahr die berühmten Grazer »Wagner Brezen« ins SPAR-Regal als SPAR PREMIUM Brezen in die Tiefkühlabteilung geschafft.
Halten die von den Teuerungen eher betroffenen Bioprodukte in Zeiten der Inflation noch mit?
Alleine im Jahr 2021 hatten wir bei SPAR Naturpur ein Umsatzplus von 12 %. Auch heuer hat SPAR Naturpur eine Entwicklung nach oben erlebt und wir haben mittlerweile über 3.000 Bio-Artikel im Sortiment. Die Leute greifen also nach wie vor sehr stark auf Bioprodukte zurück.
Zu den Gewohnheiten der Menschen: Ist bei SPAR Steiermark ein Rückgang des Fleischkonsums spürbar?
Es gibt durchaus einen Trend in Richtung etwas weniger Fleischkonsum. Dennoch sind unsere TANN-Produkte (die wir zu einem großen Teil für unsere Region auch hier vor Ort in Graz produzieren) sehr erfolgreich. Ob es das Murbodner Rind, das Duroc Vulkanlandschwein, oder unsere Dry Aged gereiften Steaks sind, die wir in Graz für ganz Österreich reifen. Das ist heimische Qualität und ein höchstes Geschmackserlebnis.
Herr Mag. Holzer, 40plus dankt für das Gespräch!
Interview: Martin G. Wanko
Bilder: © Werner Krug