„In Zeiten wie diesen“ hören wir derzeit allerorts: In Zeiten wie diesen sei alles anders, in Zeiten wie diesen ist möglich, was bisher unvorstellbar war (man denke an verbesserte CO²-Werte oder Menschen an Fenstern, die gemeinsam musizieren). In Zeiten wie dieser Corona-Krise rücken wir näher zusammen, werden sozial aktiv, lesen mehr Bücher, sehen mehr Filme und … sind schmerzvoll gezwungen auf Kunst und Kultur als Live-Erlebnis zu verzichten.
Die letzten Monate bedeuteten für die Opern- und Theaterhäuser, Konzertsäle, Veranstaltungszentren, schlicht für alle großen und kleinen Bühnen dieses Landes eine Durststrecke wie man sie seit Beginn der Zweiten Republik noch nie erlebt hat – ohne zu wissen, wie und wann es weitergehen sollte.
Die Gastronomie und die Hotels haben wieder geöffnet. Doch was zieht Touristen, ganz grundsätzlich, nach Wien, Salzburg oder Graz? Ein Anteil am Bruttoinlandsprodukt, der größer ist als jener der Landwirtschaft macht es deutlich: Die Kunst und die Kultur! Niavarani beliebt zu scherzen, wenn er meint, er werde sich nach Corona mal ein paar ruhige Tage zuhause gönnen. Was wir nämlich in Wahrheit wollen, ist hinaus – hinaus, um uns gut zu unterhalten, uns zu amüsieren, um in Diskurs und Diskussion zu gehen, und zwar hautnah und ganz echt.
Die Kulturinstitutionen unseres Landes ziehen Menschen aus aller Welt an und sind damit auch für unsere Wirtschaft von größtem Wert. Hoffen wir also fest, dass unsere Bühnen und Museen diese schwere Zeit überstehen und wir es in den kommenden Monaten mit Torberg halten können, der sagte: „Es könnte besser sein. Es könnte schlimmer sein. Und so, wenn mich nicht alles täuscht, ist das Leben.“ – derzeit auch jenes der Kunst in und für Österreich.
Text von Bernhard Rinner
Geschäftsführer der Bühnen Graz
Bild: Kanizaj