Elli ist so etwas wie die Mutter der Grazer Szene, deshalb passt auch ihr Künstlername Mama Feelgood so gut zu ihr. Wenn Mama Feelgood auflegt, wird einem nie fad, das ist für einen DJ ziemlich viel wert. Wenn sie nicht auflegt, quasselt sie geiles Zeug. So wie jetzt.
Wanko: Kurz einmal: Welche Zeit gefällt dir besser, die vor oder nach dem 40er?
Mama Feelgood: Pfuh, es haben beide was, keine Frage. Aber unter der Woche mal schnell nach Wien zu einem Konzert, die halbe Nacht ausbleiben, heim, duschen, umziehen und ins Büro, als ob nix wär… das spielt’s nach dem 40er leider nimmer so.
Wanko: So wirklich frei ist man als junger Mensch. Stimmt’s?
Mama Feelgood: Jein. Als junger Mensch hat man halt viele (oft selbstauferlegte) Zwänge, denen man glaubt, folgen zu müssen. Wobei… ich hab mich als Junger auch net immer so viel gschissen…
Wanko: Wo beginnt für dich die persönliche Freiheit? Nach deinem Brotjob?
Mama Feelgood: Die beginnt schon davor – der Brotjob gibt mir die Freiheit, das zu tun, was ich will, auflegen, Platten kaufen, mit dem Mr. Farmer auf Flohmärkte fahren usw. Wenn ich das Gefühl hätte, im Brotjob total unfrei zu sein, könnt ich den eh nicht machen. Im Idealfall beginnt die Freiheit beim Aufwachen in der Früh.
Wanko: Warum legst du auf?
Mama Feelgood: Weil es mir taugt und den Leuten anscheinend auch.
Wanko: Als DJ kümmerst du dich ja auch um textliche Inhalte. In welcher Generation ist es denn am meisten um Freiheit gegangen?
Mama Feelgood: Auf die Schnelle (für mich) Punk in den 80ern. Wir haben grade wieder das erste Album der Stiff Little Fingers gehört, drum fällt mir das als Erstes ein.
Wanko: Wie verhält sich Musik generell zum Thema Freiheit?
Mama Feelgood: Musik kann Dich binnen Sekunden in einen Zustand vollkommener Freiheit versetzen, egal, wie beschissen es Dir auch gehen mag. Das ist unersetzlich und ist oft der einzige Ausweg, nicht durchzudrehen…
Wanko: Wie viel hat Freiheit mit Freizeit zu tun?
Mama Feelgood: Keine Ahnung. Man braucht auf jeden Fall die Freiheit, sich die Freizeit nehmen zu können, um sich Gedanken über die Freiheit machen zu können.
Wanko: Warum tut sich unsere Generation mit dem Begriff Freiheit so schwer?
Mama Feelgood: Vielleicht weil manche Leute immer noch glauben, ab einem gewissen Alter muss man sich ‚erwachsen‘ verhalten und dabei ganz schön unfrei werden …
Wanko: Gelegentlich seid Mr. Farmer und du in der Ernst Fuchs Bar. Dein favorisierter Cocktail?
Mama Feelgood: Wie in der Musik habe ich ebenso viele favorisierte Cocktails wie Musikgenres – und wie ein guter DJ spürt, welchen Sound das Publikum braucht, hat Hr. Helmut intuitiv immer den Richtigen parat!
Wanko: Bist ja schon einige Zeit mit Mr. Farmer verheiratet. Hochzeit und Freiheit, ein Widerspruch?
Mama Feelgood: Für uns ganz und gar nicht, eher der Next Level an Freiheit, ein noch innigerer Bund als davor. Wer sich nach der Hochzeit unfrei fühlt, hätte es gleich bleiben lassen sollen.
Werte Mama Feelgood, wir danken für das Gespräch!
Text von Martin G. Wanko