Sie riecht nicht, sie schmeckt nicht, eigentlich ist sie total neutral aber gleichzeitig so wichtig wie das Sonnenlicht in einer dunklen Galaxie: Die Freiheit. Um ihr auf den Zahn zu fühlen und um zu wissen, wie es denn bei uns mit der Freiheit auf gut steirisch so ausschaut, erlaubt sich die Redaktion den Herrn Landeshauptmann zum Gespräch zu bitten.
Klingt einfach, ist es aber nicht. Auch wenn wir sie nicht spüren, bleibt sie eine ständige Herausforderung. „Die Freiheit nimmt jeden einzelnen in die Pflicht, seine Freiheit nicht zu missbrauchen. Das heißt aber auch, dass die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit gefordert ist, zu reagieren und die Freiheit zu verteidigen, wenn sie bedroht ist. Dem gegenüber kann es eine absolute Freiheit in einer funktionierenden Zivilgesellschaft auch nicht geben.“
An der Kunst wurde in der Vergangenheit immer wieder ausgelotet, wie liberal politische Systeme sind. Also, was darf denn die Kunst, was darf sie nicht?
„Kunst ist wichtig, denn es braucht immer auch kritischen Widerspruch, damit man sich nicht in starrem Denken verrennt.“
Denken befreit eben und mit Kunst denkt man mehr. styriarte, steirischer herbst und die diagonale sind die Aushängeschilder, die uns immer wieder zeigen, wie wichtig diese Lebendigkeit der Kunst für die Vitalität des Landes ist, findet nicht nur der steirische Landeschef. Trotzdem: Die Bedürfnisse einer Gesellschaft haben sich in den letzten Jahrzehnten verschoben, dennoch müssen unsere Fundamente bestehen bleiben. Hermann Schützenhöfer ist sich im Klaren, dass der Wohlstand, in dem wir heute leben, keine Selbstverständlichkeit ist, sondern hart erarbeitet wurde. „Natürlich ist uns die Freizeit wichtig, aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Arbeit ein unersetzbarer Teil eines sinnerfüllten Lebens ist – und danach streben wir auch alle.“ Und wo der Landeshauptmann recht hat, hat er recht, daran sollte man auch nicht rütteln. „Bezüglich der Freiheit haben wir mit dem Erzherzog Johann unseren steirischen Prinzen.“ Die Schweizer haben den Wilhelm Tell, die Tiroler den Andreas Hofer und wir haben den Erzherzog. „Erzherzog Johann hat die Tradition der Steiermark als Land der Innovation begründet und damit Wohlstand und Freiheit für die Steiermark gebracht“, ist der Landeshauptmann überzeugt.
„Mein Held der Freiheit ist Kardinal József Mindszenty.“
Weil wir gerade beim Geschichtlichen sind. Hermann Schützenhöfer wurde in den 1960er-Jahren mit der tatsächlichen „Unfreiheit“ konfrontiert. Der Eiserne Vorhang geriet erstmalig ins Wanken, als dem Prager Frühling ein jähes Ende gesetzt wurde. „Ich war etwa Ende der 60er-Jahre gemeinsam mit dem damaligen Landeshauptmann Josef Krainer in Prag. Da habe ich erlebt, was es heißt in einem Land zu sein, in dem die Bürger nicht frei sind. Ja, das sind sehr bewegende und prägende Erinnerungen!“
LH Hermann Schützenhöfer und die steirische Landvermessung zum Thema Freiheit.
„Jeder und jede Einzelne muss sich schon auch bewusst sein, dass er Verantwortung für seine Mitmenschen trägt.“
Die Prager Erinnerungen lassen uns gleich einen Blick auf Ungarn werfen. „Der Kardinal József Mindszenty ist mein ganz persönlicher Held der Freiheit. Er ist in seiner ungarischen Heimat gegen Ungerechtigkeiten durch die kommunistischen Machthaber aufgetreten und dafür inhaftiert worden. Er lebte dann in Wien im Exil und wurde in Mariazell beigesetzt. Er hat seine Freiheit geopfert, weil er sich für die Freiheit seiner Mitmenschen eingesetzt hat.“
Harter Übergang vom Prager Frühling zum Käfer
Im letzten 40plus durften wir erfahren, dass der Landeshauptmann bereits Großvater ist und eine große Freude damit verbindet. Wie würde er nun seinem Enkelkind Freiheit erklären – das ist ja ein abstrakter Begriff. „Für meine Enkelin bedeutet Freiheit derzeit laufen zu können und wenn sie im Kinderwagen sitzt, ist das für sie oft schon eine Einschränkung.“
Bleibt nur noch die Frage zu klären, wann hatte Hermann Schützenhöfer das erste Mal mit Freiheit zu tun? „Ein besonderer Schritt, der für mich damals Freiheit bedeutete war, als ich mir als Jugendlicher von meiner zusammengesparten Lehrlingsentschädigung einen gebrauchten VW Käfer kaufte. Damit konnte ich dann von Kirchbach nach Graz fahren und bei den Sturm-Spielen in der Gruabn dabei sein.“
Text von Martin G. Wanko