40plus Talk: Das Salz in der Suppe oder das Laster der Stunde?

40plus Talk

Wir befinden uns in einem schwierigen Jahr: Weltweit drängen Wahlgewinner die Klimaziele immer wieder ins Out, auch weil die Forderungen der Klimaschützer oft unpopulär sind. Daneben geben sich extreme Lebensstile ihr Stelldichein: Von „Zero Waste“ bis zu „grenzenlosem Luxus“ wird alles aus voller Überzeugung gelebt. Wohin geht die Welt?

Simone Schmiedtbauer, Landesrätin & Landwirtin
Simone Schmiedtbauer, Landesrätin & Landwirtin: Mein Tipp: Direkt beim Landwirt einkaufen. Dort bekommt man genau die gewünschte Menge und spart Verpackungsmaterial.
Dieter Dorner, Haubenkoch & Gastronom
Dieter Dorner, Haubenkoch & Gastronom: Die Dosis macht das Gift. Wenn ich alles x-mal einpacke, wird es zu viel sein
KommR Hans Roth, Saubermacher
Hans Roth, Saubermacher-Gründer: Es geht darum, die Mehrwerte wie Qualität, Nachhaltigkeit und Gesundheit in den Vordergrund zu rücken.
Sigrid Bürstmayr, Ausstellungsdesignerin & Dozentin für Nachhaltiges Design
Sigrid Bürstmayr, Ausstellungsdesignerin & Dozentin für Nachhaltiges Design: Krisen? Ich spreche lieber von Herausforderungen und notwendigen Veränderungen, denn Stillstand ist keine Lösung.
Josef Mair, CEO Heuberger Eloxal
Josef Mair, CEO Heuberger Eloxal: Die Wertschätzung für gute Lebensmittel ist dramatisch gesunken.

Die UN-Klimakonferenz 2024 in Baku scheiterte schlussendlich grandios. Sollte uns das beunruhigen?

Simone Schmiedtbauer:
Ich bin niemand, der sich von Angst oder Panik leiten lässt. Klar ist aber, dass es in Zukunft deutlich mehr internationale Kooperation brauchen wird, um den Klimawandel zu stoppen und unsere Lebensgrundlage für kommende Generationen zu bewahren. Wir können das Klima in der Steiermark oder auch in Europa nicht alleine retten. Dafür braucht es einen weltweiten Schulterschluss.

Dieter Dorner:
In Zeiten wie diesen darf alles oder gar nichts beunruhigen.

Hans Roth:
Nationale Regierungen, Städte, Unternehmen und die Zivilgesellschaft können weiterhin handeln, um Klimaschutzmaßnahmen voranzutreiben. Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel hängen nicht nur von globalen Verhandlungen ab, sondern auch von regionalen und lokalen Initiativen, technologischen Innovationen und individuellem Engagement.

Sigrid Bürstmayr:
Ja, das sollte uns beunruhigen. Wenn die nachhaltige Transformation nicht bei großen Gipfeltreffen beschlossen werden kann, dann müssen umso mehr die Unternehmen, die regionalen Initiativen, jede/r Einzelne aktiv handeln. Wir können nicht mehr warten, bis von oben die großen Entscheidungen kommen – wir müssen mutig sein. Jede Handlung zählt.

Josef Mair:
Ja, weil alle Länder gemeinsam daran arbeiten sollten. Erschwerend dazu haben wir Kriege, Demokratie gegen Diktatur und viele soziale Ungleichheiten und Nichtwissen. Seit 1975 wissen wir über die Folgen unseres Lebensstiles Bescheid. Nur kommen die negativen Folgen schneller als geglaubt.

Wenn wir allen Bedürfnissen diverser Interessenvertretungen folgen, schaffen wir weder die Klimaziele 2030, noch 17 Ziele des UN-Modells der Nachhaltigkeit. Sind wir zu unflexibel?

Simone Schmiedtbauer:
Wir müssen uns alle einen Ruck geben und unseren fairen Beitrag leisten. Interessenvertretung ist aber kein Selbstzweck und eine Wirtschaft, die Wohlstand für alle im Sinn hat oder eine Land- und Forstwirtschaft, die uns mit regionalen Produkten versorgt, haben natürlich auch berechtigte Interessen. Hier ist es Aufgabe der Politik, einen Interessenausgleich zu schaffen.

Dieter Dorner:
Was heißt unflexibel? Wir haben einen zu hohen Anspruch. Wir haben uns über die Jahrzehnte einen Luxus oder Wohlstand aufgebaut, von dem keiner bereit ist, auch nur ein paar Abstriche zu machen.

Hans Roth:
Wir müssen einander zuhören, Kompromisse finden und gemeinsam abwägen, welche Lösungen die besten sind. Österreich hat im Bereich Kreislaufwirtschaft bereits beachtliche Erfolge erzielt. Laut dem Statusbericht zur Abfallwirtschaft des Umweltbundesamts recyceln wir 62 % unserer Siedlungsabfälle und übertreffen damit schon heute die von der EU für 2030 geforderte Recyclingquote von 60 %. Damit zählen wir zu den Spitzenreitern in Europa. Doch es gibt noch viel zu tun!

Sigrid Bürstmayr:
Ja, wir sind unflexibel, extrem bequem und zu wenig kompromissbereit. Wir haben eine Menge an theoretischem Wissen, Richtlinien und gesetzten Zielen, die wir lieber endlos diskutieren, anstatt einfach mal anzufangen, diese wirklich umzusetzen. Es besteht eine Lücke zwischen dem Wissen und dem Handeln, denn in der praktischen Umsetzung hinken wir hinterher. Wir müssen aktiv werden.

Josef Mair:
Ja!

Was halten Sie von dem Trend, möglichst wenig Müll zu verursachen? Das „Zero Waste Konzept“ – (Die 5 Rs.: Refuse (Ablehnen), Reduce (Reduzieren), Reuse (Wiederverwenden), Recycle (Recyceln) und Rot (Kompostieren) – ist derzeit sehr gefragt.

Simone Schmiedtbauer:
Je weniger Müll, desto besser. Ich unterstütze das also von ganzem Herzen! Mein Tipp: Direkt beim Landwirt einkaufen. Dort bekommt man genau die Mengen, die man braucht und spart Verpackungsmaterial, wenn man eigene, wiederverwendbare Behälter mitbringt.

Dieter Dorner:
Wie sagt schon Konfuzius: Zahlreich sind die Dinge, derer ich nicht bedarf.

Hans Roth:
Saubermacher steht für Zero Waste und lenkt seine Bemühungen genau darauf, die Menschen dahingehend zu beraten, weniger Abfall zu produzieren und ihn korrekt zu entsorgen. Ein schönes und vor allem sehr aktuelles Beispiel ist unser Circular WM Konzept, das wir gerade für die Ski WM in Saalbach entwickelt haben. In enger Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) engagieren wir uns, das Wintersport-Spektakel als Green Event zu gestalten. Aktive Bewusstseinsbildung, korrekte Abfalltrennung und -vermeidung, aber auch der Einsatz von E-Mobilität tragen zur Minimierung von CO2-Emissionen bei.

Sigrid Bürstmayr:
10 Rs, verpackungsfreie Produkte, Urban Mining, Sharing Economy, Reparatur Cafés, Foodsharing, um nur ein paar weitere sehr wichtige Konzepte zu nennen, um den von uns verursachten Ressourcenmangel einerseits und der Flut an Müll andererseits entgegenzusetzen. Müllvermeidung ist kein Trend. Müll ist ein Zeichen eines fehlerhaften Systems. Eine konsequente Kreislaufwirtschaft, die bereits bei der ersten Idee für ein Produkt mitbedacht werden muss, wäre die Lösung. Im biologischen Kreislauf sind die Materialien vollständig kompostierbar und im technologischen Kreislauf endlos wiederverwendbar, was den Einsatz von Verbundmaterialien ausschließt. Somit würden wir im Überfluss an Materialien leben.

Josef Mair:
Es wird viel zu wenig umgesetzt. Es wurden angeblich 2 Milliarden Handys hergestellt, wovon ca. 100 Millionen recycelt wurden. (Quelle: Universität Turku, Institut für Materials Engineering). Also fast gar nichts. Es muss in allen Bereichen umgesetzt werden. Pfandsysteme u.a. sind hilfreich.

Die PET-Flasche steht seit der Einwegpfandeinführung im positiven Licht. Sie ist bis zu einem gewissen Grad zu recyclen und soll in Anbetracht aller Parameter sinnvoller als Glasflaschen sein. Ein wichtiger Schritt, aber: Kommt als nächstes der Freispruch für Kunststoff?

Dieter Dorner:
Das hat viel mit dem aktuellen Trend zu tun. Ich hab Verständnis, wenn ein Regelwerk mit bestem Wissen und Gewissen gemacht wird. Wenn man später draufkommt, dass es falsch ist, ist es auch kein Malheur. Aber grundsätzlich sollte man sich vorab fragen, ob etwas einen Sinn macht.

Hans Roth:
Es ist wichtig, dass wir den Einsatz von Kunststoffen auf unverzichtbare Bereiche beschränken und ihre Kreislauffähigkeit konsequent verbessern. Kunststoff kann Teil der Lösung sein, bleibt aber eine Herausforderung. Saubermacher leistet hier einen wesentlichen Beitrag zum Recycling von Kunststoffen in der Hightech-Sortieranlage in Graz. Hier erreichen wir bereits eine Recyclingquote von 86 %.

Sigrid Bürstmayr:
Ich verstehe nicht, warum die PET-Flasche durch die Pfandeinführung jetzt im positiven Licht stehen sollte. Ganz im Gegenteil – sie ist so problematisch, dass wir sie kontrolliert einsammeln müssen.

Schwierig wird die Reduktion von Kunststoff bezüglich der Hygiene-, Spitals- und Frischhaltestandards. Was ist zu tun?

Simone Schmiedtbauer:
Es wird Bereiche geben, wo wir auch in Zukunft noch auf Kunststoff angewiesen sein werden. Dann müssen wir aber an der Recyclingfähigkeit und der bio-logischen Abbaubarkeit arbeiten.

Dieter Dorner:
Die Dosis macht das Gift. Wenn ich alles x-mal einpacke, wird es zu viel sein.

Hans Roth:
Eine sortenreine Sammlung ist insbesondere im Spitalsbereich ein wichtiger Schritt, um Materialien für eine mögliche Wiederverwertung zu gewinnen. Im Lebensmittelbereich wäre es entscheidend, Verpackungen so zu gestalten, dass auf Multilayer-Kunststoffe und Verbundstoffe verzichtet wird. Diese Materialien erschweren das Recycling erheblich.

Sigrid Bürstmayr:
Ja, der Einsatz von Kunststoff ist dort sinnvoll, wo es aktuell keine Alternative gibt – aber auch dort muss er Teil eines geschlossenen Kreislaufs sein. Die Lösung liegt in der Innovation: bessere Materialien entwickeln, die dieselben Standards erfüllen.

Josef Mair:
Schwierig ist nicht unmöglich. Es gibt jetzt schon viele andere Möglichkeiten, die Standards einzuhalten. Die Standards sollten länderspezifisch weltweit auf einheitliche Standards eingestellt werden. Jeder Mensch sollte einen Anspruch/Recht auf gute und gesunde Lebensmittel haben. Wir müssen uns mehr mit umweltfreundlichen Technologien auseinandersetzen.
Die Ernährungssicherheit mit dem Gedanken der Klimaneutralität in Einklang zu bringen bedeutet, tierisches Eiweiß zu reduzieren und eher Hülsenfrüchte zu essen. Wer zieht hier mit?

Simone Schmiedtbauer:
Pflanzliches Eiweiß wird in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen. Österreich ist bereits Vorreiter, denn wir haben seit 2021 eine eigene Eiweißstrategie.

Dieter Dorner:
Der Mensch ist als Allesfresser konzipiert! Tierische Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate braucht unser Körper ebenso. Eine gewisse Umverteilung wäre die Lösung: Wenn ich Fleisch essen will, esse ich Fleisch, wenn ich keines essen will, esse ich bewusst keines. Da brauche ich nichts, was jetzt ähnlich wie Fleisch schmeckt.

Hans Roth:
Immer mehr Konsumentinnen erkennen die Vorteile pflanzlicher Alternativen wie Hülsenfrüchte und reduzieren bewusst ihren Fleischkonsum. Auch die Lebensmittelindustrie zieht mit und entwickelt innovative Produkte. Entscheidend ist jedoch, dass Politik, Landwirtschaft und Konsumentinnen gemeinsam handeln, um nachhaltige Ernährungsgewohnheiten zu fördern – im Sinne von Klimaschutz und Ernährungssicherheit für alle.

Sigrid Bürstmayr:
Ich und alle Veganerinnen, Vegetarierinnen, Flexitarierinnen, Pescetarierinnen sowie alle, die dies sowohl als ethisches als auch ökologisches Problem betrachten und biologische, regionale und saisonale Lebensmittel bevorzugen.

Josef Mair:
Immer mehr Menschen! Die Ernährungsgewohnheiten ändern sich auch.Bis der spanische Serrano-Schinken bei uns auf dem Teller landet, hat er so viel CO2 aufgeladen, dass ich bei Verzicht im Gegenzug mit einem Mercedes /8 auf Urlaub fahren könnte. Warum wird noch immer zu wenig regional gekauft?

Simone Schmiedtbauer:
Das hat mit Bewusstseinsbildung, aber auch mit Bequemlichkeit zu tun. Hier müssen wir uns alle an der Nase nehmen. Gleichzeitig wollen wir die Sichtbarkeit von Regionalität erhöhen.

Dieter Dorner:
Weil es aus Österreich keinen Serrano-Schinken gibt, ganz einfach. Wenn etwas mehr die Umwelt belastet, muss halt mehr verlangt werden. Dann kann sich der Konsument überlegen, ob er das will, oder ob es ihm nun doch zu teuer ist.

Hans Roth:
Wichtig wäre, das Bewusstsein für die Vorteile regionaler Lebensmittel zu stärken: kürzere Transportwege, frische Produkte und die Unterstützung heimischer Produzenten. Nur durch bessere Information, gezielte Förderung regionaler Landwirtschaft und bewusste Konsumentenentscheidungen können wir den Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz vorantreiben.

Sigrid Bürstmayr:
Den Einleitungssatz möchte ich nicht kommentieren. Zur eigentlichen Antwort: als Gründe sehe ich u. a. den Interessensmangel über Gesundheit und Umwelt, die fehlende Wertschätzung gegenüber den Produzierenden und Bequemlichkeit beim Einkauf.

Josef Mair:
Ich kenne dieses Beispiel nicht. Aber: Vor Beginn der Globalisierung wurde auch regional gekauft. Wenn ein Angebot die Nachfrage trifft, wird es gekauft. Mit viel Überzeugungsarbeit und der kritischen Analyse seines Lebensstils kann man seinen persönlichen Beitrag leisten.

Bezüglich der teureren, regionalen BIO-Produkte (u.a. Fleisch, Gemüse) beobachte ich regelmäßig, dass die Bewusstseinsbildung des Konsumenten vor dem Regal stoppt. Gerade in Zeiten der Krise. Dem kann man nicht mehr viel entgegensetzen, oder?

Simone Schmiedtbauer:
Es ist auch eine Frage der Einstellung. Wenn nach wie vor jeder steirische Haushalt Lebensmittel im Wert von 800 Euro pro Jahr wegwirft, dann kann der Preis oft nicht das Entscheidende sein. Im Durchschnitt geben wir heute außerdem einen deutlich kleineren Teil unseres Einkommens für Lebensmittel aus, als noch vor einigen Jahren – ein Trend, der sich durch die letzten Jahrzehnte zieht.

Dieter Dorner:
Die Bio-Produkte müssen billiger werden, oder die anderen teurer. Anders wird es nicht gehen.

Hans Roth:
Kleinere Verpackungseinheiten oder saisonale Angebote könnten helfen, die Hemmschwelle zu senken. Wer beispielsweise bei Direktvermarktern einkauft, hat den Vorteil, Lebensmittel nach Bedarf und in der gewünschten Menge zu bekommen. Es geht aber auch darum, nicht nur den Preis, sondern auch die Mehrwerte wie Qualität, Nachhaltigkeit und Gesundheit in den Vordergrund zu rücken – denn langfristig profitieren alle davon.

Sigrid Bürstmayr:
Der Einkauf von biologischen Grundnahrungsmitteln (Kartoffel, Äpfel, Linsen) direkt vom/n der Erzeugerin, auf den Bäuerninnenmärkten oder bei Foodcoops ist oft nicht teurer als konventionelle Produkte im Supermarkt. Würde man die Umweltkosten, also die wahren Kosten (CO2 Emissionen, Wasserverschmutzung, Artensterben, Gesundheitsfolgen) miteinberechnen, wären viele konventionelle Lebensmittel tatsächlich teurer als regionale Bio-Produkte. Solange diese Kosten nicht richtig berechnet werden und transparent gezeigt werden, erscheint das Falsche billig und das Richtige teuer.

Josef Mair:
Vor 40, 50 Jahren hat man vom gesamten verfügbaren Familien-Nettoeinkommen mehr als doppelt so viel für Lebensmittel bei geringerer Auswahl als heute bezahlt. Uns geht es jetzt viel besser. Die Wertschätzung für gute Lebensmittel ist dramatisch gesunken.

Zwischenfrage: Wie lange ist in Österreich schon „die Krise“ allgegenwärtig?

Dieter Dorner:
Ich bin seit knapp 30 Jahren selbstständig. Ich kann mich an zwei Krisen erinnern. 2008 der Börsencrash und dann mit Corona, mit diversen Kriegen. Grundsätzlich gibt es Phasen, wo etwas leichter geht und es gibt schwierigere Zeiten. Ich halte es gerne so: Vom Unheil erst zieh ab die eigene Schuld, was übrig bleibt, trage mit Geduld.

Hans Roth:
Durch Corona, Krieg in der Ukraine und Inflation gibt es schon seit Jahren große Auswirkungen auf Löhne und Energiepreise.

Sigrid Bürstmayr:
Krise ist ein sehr dehnbarer Begriff. Sogenannte Krisen gab es immer und wird es immer geben – ob wirtschaftlich, ökologisch oder sozial. Viel wichtiger ist, wie wir darauf reagieren. Ich spreche lieber von Herausforderungen und notwendigen Veränderungen, denn Stillstand ist keine Lösung.

Wie oft essen Sie „New Meat“, also Fleischersatz?

Simone Schmiedtbauer:
Nie. Wenn ich Fleisch esse, dann sehr bewusst und nur Erzeugnisse von regionalen Erzeugern oder dem eigenen Hof.

Dieter Dorner:
Ob man jetzt jeden Trend mitgehen will, ist fraglich. Entweder will ich ohne Fleisch oder Fisch auskommen, oder ich esse es. Aber das Gefühl, ich hätte das trotzdem gern, das zählt für mich nicht!

Hans Roth:
Ich probiere es immer wieder, meine Frau sogar sehr oft. Wir finden es beide sehr schmackhaft.

Sigrid Bürstmayr:
Selten – ich bevorzuge unverarbeitete, pflanzliche Lebensmittel. Ich steh auf pures Gemüse.

Josef Mair:
Selten. Ich esse dafür lieber frisches Obst und Gemüse und weniger Fleisch.

Während wir vom Fleischersatz sprechen, bietet das Steakhaus Nusr-Et in Dubai „das goldene Steak“ an, ein mit Blattgold „veredeltes“ um 1.200 € Fillet-Steak – eine Provokation oder mittlerweile gelebte Normalität?

Simone Schmiedtbauer:
Das ist reine Dekadenz, die ich nicht nachvollziehen kann und daher auch nicht kommentieren möchte.

Dieter Dorner:
Ist ja nichts Neues! Zur Erinnerung: Vor 40 Jahren wurde Gualtiero Marchesi als erster Koch in Italien mit drei Sternen ausgezeichnet. Bei ihm gab es Safranrisotto mit Blattgold. Aber nur: Da geht es nicht um Geschmack, sondern ich will herzeigen, was ich mir leisten kann.

Hans Roth:
Man sollte dies nicht überbewerten. Es gibt immer wieder Ausreißer, deren Verhalten für mich nicht vorbildlich ist.

Sigrid Bürstmayr:
Ich sehe das als eine extreme Luxus-Demonstration an, als Provokation gegenüber sozialer Verantwortung.

Josef Mair:
Es gibt immer Ausreißer, wobei ich das als Provokation empfinde.

Weil ich es immer gefragt werde: Was darf für Sie eine Flasche Wein kosten?

Simone Schmiedtbauer:
Das kann ich nicht an einer Zahl festmachen. Jedenfalls so viel, dass der Landwirt oder die Landwirtin, die dieses Produkt mit viel Aufwand und Liebe erzeugt hat, gut davon leben kann.

Dieter Dorner:
Relativ. Ich bin bereit, fast jeden Preis zu zahlen, wenn ich beim Trinken das Gefühl habe, das geht in eine passende Preis-Leistung. Abgewandelt auf Wein: Guter Wein ist nie zu teuer, schlechter immer.

Hans Roth:
Nachdem ich Merlot und Chardonnay aus Österreich bevorzuge, staune ich immer wieder, wie günstig unsere heimischen Weine mit Topqualität sind.

Sigrid Bürstmayr:
Ich trinke keinen Alkohol.

Josef Mair:
Das, was die Herstellung kostet plus Gewinnaufschlag, sodass der Winzer ein vergleichbares Einkommen, wie ein Spitzen-Facharbeiter plus Unternehmerlohn erhält. Wir wissen im Detail oft nicht, wieviel Arbeit, Engagement, Wissen, Erfahrung und auch Wetter-Glück in den Lebensmitteln enthalten ist.

Es gibt einen Adventskalender von Swarovski, der 1.000 Euro kostet. Klingt viel, aber ist das tatsächlich Luxus, wenn ein durchschnittlicher Raucher ungefähr gleich viel Geld jährlich für Zigaretten ausgibt. Relativiert das nicht den Luxus?

Simone Schmiedtbauer:
Das kann ich nicht beantworten. Der größte Luxus ist es, gesund zu sein und lange zu bleiben. Dabei hat der Kalender wohl gegenüber der Zigarette die Nase vorn.

Dieter Dorner:
Es muss ja keiner kaufen. Ich kann die Leute nicht dafür verteufeln, dass sie sich Sinnloses, Teures, um ihr eigenes Geld kaufen.

Hans Roth:
Vermutlich brauchen die Menschen oftmals eine innere Entschuldigung für das, was sie tun!

Sigrid Bürstmayr:
Für jede/n ist Luxus etwas anderes. Für mich ist beides nichts.

Josef Mair:
Die Rechnung ist falsch, weil die Kranken- und die Heilkosten in den Zigarettenpreis nicht enthalten und die Zigaretten zu billig sind. Rauchen ist auch Luxus. Eigentlich müsste es dann das Doppelte kosten.

Was ist heutzutage der größte Luxus, wenn man an Nahrungsmittel denkt?

Simone Schmiedtbauer:
Der größte Luxus für mich ist es, dass ich mir für das Kochen und das Essen Zeit nehmen kann, dabei in guter Gesellschaft bin und frische und regionale Produkte verwende, bei denen ich weiß, wo sie herkommen.

Dieter Dorner:
Zum Beispiel ehrlich gemachtes Sauerteigbrot.

Hans Roth:
Für mich ist Luxus, am Vormittag am Lendplatz oder Kaiser-Josef-Platz mit meiner Gattin heimische Produkte einzukaufen und sie dann zwei Stunden später zu Hause zu genießen.

Sigrid Bürstmayr:
Biologische, regionale und saisonale Lebensmittel, die unter fairen Bedingungen für Mensch und Natur produziert wurden.

Josef Mair:
Das wir in Österreich gesunde, biologische, nahrhafte Lebensmittel noch immer zu vernünftigen Preisen bekommen. Sauberes Wasser kommt bei uns aus der Wasserleitung. Anderswo (auch in Europa) muss man es teuer kaufen.

Was ist Ihr persönlich größter Luxus?

Simone Schmiedtbauer:
Luxus hat viel mit Genuss zu tun und am meisten genieße ich Zeit mit meiner Familie.

Dieter Dorner:
Freizeit, Zeit für mich und Zeit für die mir liebsten Menschen.

Hans Roth:
Ganz alleine mit meinem Rad und guter Musik die Ruhe zu
genießen.

Sigrid Bürstmayr:
Zeit. Weiterbildung. Weiterentwicklung. Eine Packung Chips für mich allein.

Josef Mair:
Gesundheit. Die große Auswahl an gesunden Lebensmitteln. Mit Freunden gut essen gehen.

Liebe Damen und Herren, 40plus bedankt sich für das Gespräch!

Moderation: Martin G. Wanko

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